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Behelfsheim aus Steinach a. d. Ens

20. Jahrhundert

Das Behelfsheim aus Steinach a. d. Ens ist ein einfaches Holzgebäude mit Pultdach. Es wurde in einer Fabrik hergestellt und als Bausatz ausgeliefert. Auch hier wohnten in der Nachkriegszeit Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene.


Eckdaten

Hausnummer:204
Ursprung:Steinach a. d. Ens, Gemeinde Gallmersgarten, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim
Bauepoche:ca. 1944
Ausstellung:Bauzeit (ohne Einrichtung)
Konstruktionsmethode:verbretterter Ständerbau, Pultdach
Abbau:2018
Aufbau:2023-24
Baugruppe: 20. Jahrhundert
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Besonderheiten

Das Deutsche Wohnungshilfswerk (DWH)

Der Luftkrieg führte zu massiven Zerstörungen an Wohnraum, allein in den fränkischen Bezirken gingen über 100.000 Wohnungen verloren. Schon allein um die Kriegsmoral aufrechtzuerhalten, war das NS-Regime gezwungen, Unterkünfte für die Obdachlosen zu schaffen – auch, weil der zivile Wohnungsbauim Krieg generell untersagt war. Im September 1943 kam es zur Gründung des Deutschen Wohnungshilfswerks (DWH), das der Deutschen Arbeitsfront angegliedert war. Es förderte die Schaffung von Notwohnungen in bestehenden Gebäuden und die Errichtung von Behelfsheimen. Dabei handelte es sich um sehr kleine Siedlerstellen mit Selbstversorger-Garten. Die Häuschen enthielten eine, höchstens zwei Wohnungen, die innen nicht größer als 4,1 x 5,1 Meter sein durften. Bauen konnte man mit allen verfügbaren Materialien, Keller und ausgebaute Dachgeschosse waren verboten, Strom- und Wasseranschlüsse immerhin möglich. Jeder konnte Bauherr werden: Kommunen, Betriebe, aber auch Privatleute. Statt einer Baugenehmigung gab es eine Baukarte mit Bezugsscheinen. Fibeln und Broschüren sollten zum Hausbau motivieren und erklärten ihn selbst handwerklichen Laien bis ins Detail. Ansonsten wurden Behelfsheime auch in Handwerksbetrieben und Fabriken vorproduziert, z. T. auch in Konzentrationslagern. Das Behelfsheimprogramm war überall Thema, vielerorts entstanden einzelne Gebäude und sogar ganze Siedlungen. Da es an Arbeitskräften und Material fehlte, blieben die Ergebnisse dennoch weit hinter den von der Propaganda geschürten Erwartungen zurück. Im gesamten Reichsgebiet wurden groben Schätzungen zufolge etwa 100.000 Behelfsheime gebaut – letztlich nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Einige Behelfsheime blieben erhalten und sind in erweiterter Form manchmal sogar noch bewohnt.


Beschreibung

»Leybude«

Seit dem 13. Juli 2024 zeigt das Freilandmuseum ein zweites Behelfsheim: Im Gegensatz zum schräg gegenüber stehenden Ottenhofener Beispiel (Nr. 203) ist es nicht massiv, sondern aus Holz. Es wurde auch nicht konventionell vor Ort errichtet, sondern in einer Nürnberger Fabrik vorgefertigt und dann als Bausatz per Zug nach Steinach a. d. Ens transportiert. Es entspricht dem vom Deutschen Wohnungshilfswerk propagierten Behelfsheim-Grundtyp mit Pultdach, der im Volksmund auch als »Leybude« verspottet wurde – in Anlehnung an den DWH-Leiter Robert Ley. Das 2018 vom Museum geborgene Exemplar war eines von vermutlich zehn in Steinach und bis etwa 1960 bewohnt. Dann wurde es weitgehend unverändert in einen Garten südlich des Dorfs versetzt. An seinem neuen Standort im Freilandmuseum beherbergt es eine Ausstellung über Notunterkünfte der Kriegs- und Nachkriegszeit Raum samt einiger Exponate.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3

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