20. Jahrhundert
Zeitgeschichte im Museum
Angrenzend an die Baugruppe West, quasi am Ortsrand, widmet sich eine eigene Baugruppe der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Das 20. Jahrhundert war gerade für den ländlichen Raum eine wahre Umbruchzeit. Stellvertretend dafür steht das Stahlhaus aus Nerreth (201): Zwar blieb die Verwendung von Stahl beim Hausbau die Ausnahme, doch steht das seriengefertigte und genormte Haus aus industrieller Produktion idealtypisch für die radikale Abkehr von der jahrhundertealten, handwerklichen Hausbautradition. Das Haus war nun nur mehr Wohnraum, als einziges Nebengebäude blieb die Autogarage (202), ebenfalls Zeugnis einer neuen Zeit. Regionalspezifische Besonderheiten finden sich bei diesen Gebäuden in der Regel nicht mehr, sie könnten überall in Deutschland und darüber hinaus stehen. Eine Besonderheit sind die beiden Behelfsheime, einmal in der massiven Variante (203), einmal als vorgefertigter Holzbau (204). Behelfsheime entstanden zwischen 1943 und 1945 in vielen Dörfern als Notwohnungen für ausgebombte Städter – angesichts der allgemeinen Wohnungsnot nach 1945 waren es z. T. sehr langlebige Provisorien.
Gebäude in der Baugruppe 20. Jahrhundert
"Stahlhaus" aus Nerreth
Die MAN entwickelte ab 1946 Fertig-Stahlhäuser, um auf die Wohnungsknappheit der Nachkriegszeit zu reagieren. Das MAN-Stahlhaus aus Nerreth, mit Zentralheizung, Einbauküche und Sanitäreinrichtung sehr modern ausgestattet, gehört noch zu den Prototypen und wurde von einem leitenden MAN-Mitarbeiter mit seiner Familie bewohnt. Bereits 1953 stellte man die Serienproduktion ein: Die Häuser waren relativ teuer, der Baustoff Stahl galt als wenig »wohnlich«.
Zum HausWellblechgarage aus Lonnerstadt
Die Wellblechgarage aus Lonnerstadt wurde in den 1950er Jahren aufgestellt. Sie stammt aus dem Weißtalwerk in Niederdielfen bei Siegen. Garagen entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasch zu einem Massenphänomen.
Zum HausBehelfsheim aus Ottenhofen
Das Behelfsheim aus Ottenhofen wurde Ende 1944 von einem örtlichen Landwirt in seinem Garten erbaut. Hier zog im Februar 1945 die Schwägerin des Bauherrn mit zwei Kindern ein – der Vater war beim Luftangriff ums Leben gekommen, das Haus in Nürnberg zerstört. Das Haus wurde kaum verändert.
Zum HausBehelfsheim aus Steinach a. d. Ens
Das Behelfsheim aus Steinach a. d. Ens ist ein einfaches Holzgebäude mit Pultdach. Es wurde in einer Fabrik hergestellt und als Bausatz ausgeliefert. Auch hier wohnten in der Nachkriegszeit Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene.
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