Archäologisches Gehöft
Mittelalter
Das Archäologische Dorf besteht aus drei nach Grabungsbefunden frei rekonstruierten Idealbauten des 11./12. Jahrhunderts (Firstpfostenhaus, Grubenhaus und Speicherbau in Holz).
Eckdaten
Hausnummer: | 104 |
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Ursprung: | - |
Bauepoche: | Rekonstruktion |
Ausstellung: | mutmaßlicher Zustand um 1000/1100 n. Chr. |
Konstruktionsmethode: | eingeschossiger Pfostenbau, Grubenhaus mit Bretterwand, Ständerbohlenbau auf massivem Sockel |
Abbau: | 2002 |
Aufbau: | 2002 |
Baugruppe: | Mittelalter |
Besonderheiten
Auf Dauerhaftigkeit waren Pfosten- und Grubenhäuser nie ausgelegt, wie sich auch im Museum eindrucksvoll gezeigt hat: nach weniger als zwei Jahrzehnten waren viele der ins Erdreich eingegrabenen Holzbauteile bereits abgefault und mussten erneuert werden. Diese bis ins Mittelalter praktizierte verschleißintensive Bauart darf aber nicht als Unvermögen der damaligen Erbauer interpretiert werden, Stein- und fundamentierte Holzbauten waren schon seit der Antike bekannt. Vielmehr fehlte es bei der damaligen bäuerlichen Bevölkerung noch an der Notwendigkeit, dauerhaft bauen zu müssen. Wenn die Böden in ihrer Fruchtbarkeit erschöpft waren, zog man weiter zu einem neuen Siedlungsplatz – wozu also aufwändig bauen? Die rekonstruierten Bauten haben übrigens selbst schon »Geschichte« geschrieben: Sie waren nämlich schon einmal zu sehen, und zwar auf der Bayerischen Landesausstellung »Heinrich II. und seine Zeit« 2002 in Bamberg. Dort sollten sie vom Leben der einfachen Menschen in der Zeit um 1000 berichten, den Gegenpol zur kaiserlichen Lebenswelt darstellen. Das Aufbau-Konzept zu diesen Bauten in Bamberg stammtem von dem Bamberger Mittelalter-Archäologen Walter Sage, bei der handwerklichen Umsetzung waren Mitarbeiter des Museums entscheidend beteiligt, da nach dem Ende der Ausstellung diese 1:1-Modelle ins Fränkische Freilandmuseum übernommen werden sollten. Da aber zwei der Häuser in Bamberg niederbrannten, wurden sie nach den gleichen Plänen im Freilandmuseum neu errichtet – als Nachbauten der Bauten in Bamberg.
Beschreibung
Die Gebäude des Freilandmuseums sind trotz ihrer Translozierung immer »Originalbauten«, selbst die Gebäude in der Baugruppe Mittelalter besitzen noch einen überwiegenden Anteil an originaler, historischer Bausubstanz. Anders verhält sich dies beim »Archäologischen Gehöft«. Diese kleine Baugruppe ist eine idealisierte, »fiktionale« Rekonstruktion, quasi ein 1:1-Modell, das als ein inhaltliches und auch zeitliches »Bindeglied« zwischen den originalen mittelalterlichen Häusern und der archäologischen Ausstellung in der Schafscheune aus Virnsberg zu verstehen ist. Das Gehöft setzt sich aus drei frei rekonstruierten Bauten zusammen, die in etwa die Zeit des 8. bis 12. Jahrhunderts repräsentieren und die sich an archäologischen Grabungsbefunden orientieren. Vor allem anhand vielerorts nachgewiesener Pfostenlöcher bzw. deren Abdrücke lassen sich Grundriss und Grundkonstruktion eines (früh-)mittelalterlichen Hauses weitgehend ableiten. Weil sich aber von den obertägigen Baukörpern nichts erhalten hat, bleiben im Detail viele Fragen offen. Die Rekonstruktion erfolgte daher mit bewusst minimalisiertem handwerklichen Aufwand. Vertreten sind drei sehr elementare Haustypen, wie sie nicht nur im Früh- und Hochmittelalter, sondern auch schon zuvor bekannt waren: 1. Ein zweiräumiges Firstpfostenhaus als Wohn(stall)haus mit offener Herdstelle, rekonstruiert nach archäologischen Befunden der frühmittelalterlichen Siedlung Gladbach (Lkr. Neuwied/Rheinland-Pfalz) aus dem 7./8. Jahrhundert, darin eine eine rekonstruierte Drechsel- und Schnitzbank, um auf die große Bedeutung der Holzbearbeitung zu verweisen; 2. Ein Grubenhaus als Nebengebäude, ebenfalls rekonstruiert nach archäologischen Befunden der frühmittelalterlichen Siedlung Gladbach (Lkr. Neuwied/Rheinland-Pfalz) aus dem 7./8. Jahrhundert, darin zu sehen ein rekonstruierter Vertikal-Webstuhl, wie es viele Befunde nahelegen; 3. Ein Steinfundamenthaus bzw. ein Ständerbohlenbau auf Steinfundament, basierend auf einem Befund der hochmittelalterlichen Siedlung Holzheim bei Fritzlar (Lkr. Schwalm-Eder-Kreis/Hessen) aus dem 12. Jahrhundert. Das Steinfundamenthaus, das wohl einst als Speicher diente, ist mit Schindeln gedeckt, während die anderen beiden Gebäude ein Strohdach besitzen. In der Mitte des Gehöfts wurde ein hölzerner Kastenbrunnen errichtet, Flechtwerkzäune und Graben trennen die Baugruppe nach außen ab.
Bilder
Summary (English)
The Archaeological Village consists of three ideal buildings that were freely reconstructed after excavation findings of the 11th and 12th century (ridge post house, pit house and wooden storage shed).
Zugänglichkeit
Insgesamt: | Note: 3 |
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