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Bauernhaus aus Höfstetten

Mittelalter

Das Bauernhaus aus Höfstetten von 1367 ist eines der ältesten Bauernhäuser Mitteleuropas. Anhand des tragenden Innengerüsts konnte der ursprüngliche Zustand rekonstruiert werden, inklusive Vollwalmdach und Strohdeckung. Innen zeigte s eine Bohlenstube und archäologische Funde aus der einstigen Abfallgrube.


Eckdaten

Hausnummer:95
Ursprung:Höfstetten, Stadt Heilsbronn, Landkreis Ansbach
Bauepoche:1367 (Jahrringdatierung), Umbau u. a. 1625 (Inschrift), 1817 (Inschrift)
Ausstellung:Bauzeit (massive Westwand von 1625)
Konstruktionsmethode:Innengerüstbau, nichttragende Außenwände in Fachwerk, Westwand nachträglich massiv erneuert, Walmdach mit Strohdeckung
Abbau:1980
Aufbau:1984-1987
Baugruppe: Mittelalter
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Besonderheiten

Ein durchschnittlicher Bauernhof

Die Besitzergeschichte lässt sich bis 1402 zu Hans Keym zurückverfolgen, dem ersten bisher bekannten Besitzer. Die jeweiligen Abgaben von Hs.-Nr. 6 unterscheiden sich nie wesentlich von denen der anderen Hofbesitzer in Höfstetten, sondern halten im Umfang etwa die Mitte. An der bäuerlichen Besitzerfolge bis in die Zeit um 1400 und damit wohl auch bis 1367/68 besteht kein Zweifel.


Beschreibung

Seltenes Mittelalter

Die einstige These, nach der sich keine Bauernhäuser vor 1550 erhalten haben, ist schon länger überholt. In Bayern nördlich der Donau etwa hat sich doch eine insgesamt ansehnliche Menge spätmittelalterlicher Bauten aus dem dörflichen Bereich erhalten, die auch an Alter und Qualität nicht unbedingt hinter dem zurückstehen, was aus der Stadt bekannt ist. Trotzdem war es eine Überraschung, als sich 1980 herausstellte, dass in einem äußerlich unscheinbaren, ortsüblich eingeschossigen, zum Abbruch bestimmten Bauernhaus in Höfstetten ein Innengerüst steckte, das im Prinzip den Nürnberger Schwedenhäusern vergleichbar ist. Umso größer war dann noch die Entdeckerfreude, als durch die Jahrringdatierung das Baujahr 1367/68 feststand. Diese Jahreszahl betrifft die innere Holzkonstruktion mit dem Dachgerüst, die in den wesentlichsten Teilen erhalten bzw. eindeutig rekonstruierbar war. Im Erdgeschossbereich fehlten dagegen bereits wichtige Teile aus dem Mittelalter, ebenso waren die Außenwände aus der Bauzeit nicht mehr vorhanden.

 

Aufbau im Museum

Dach- und Innengerüst wurden vom Museum 1980 geborgen, außerdem auch alle später eingebrachten Holzteile. Der Wiederaufbau im Museum versucht bewusst, das Bild des Hauses zur Bauzeit wiederherzustellen. Dass dies nur annähernd und mit Kompromissen geht, ist verständlich – ist doch aus der Zeit um 1350 sonst von der bäuerlichen Kultur und dem bäuerlichen Alltag weniger bekannt als aus der Römerzeit. Im Museum erhielt das Haus exakt die gleiche Lage zur Himmelsrichtung und auch die Anbindung an die Straße entspricht dem alten Standort. Lediglich auf der Westseite unterblieb eine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes, hier besitzt das Haus im Museum wie am alten Standort eine Sandsteinquaderwand, die offensichtlich von einem Umbau im Jahr 1625 stammt, zumindest deutet eine Jahreszahl im Nordwesteck darauf hin.

 

Zentrales Innengerüst

Um Originalteile aus der Bauzeit und ergänzten Bestand immer eindeutig unterscheiden zu können, wurde für die neu zu erstellenden Teile frisch gefälltes Holz genommen, das freilich nach alter Art wieder mit dem Beil bearbeitet wurde – das gilt übrigens auch für die anderen Bauten der Mittelaltergruppe. Es hebt sich durch seinen wesentlich helleren Ton deutlich von den Originalteilen ab. Außerdem wurden nur statisch und für das Verständnis des Hauses notwendige Ergänzungen durchgeführt; der Innenausbau ist daher nur unvollständig rekonstruiert, dafür ist das mächtige Innengerüst deutlicher sichtbar. Es handelt sich also nicht um eine in allen Teilen authentische und auf das ganze innere Leben des Hauses abzielende Darstellungsweise, wie bei den Häusern in den anderen Baugruppen, sondern um eine stärker »akademische«, archäologische Rekonstruktion, bei der vorwiegend das Gerüstsystem im Vordergrund steht – denn nur über dieses sind verbindliche Aussagen möglich.

 

Historische Konstruktion

Das innere Gerüst – alle Hölzer sind Fichte – besteht aus sechs etwa 4,7 m hohen, sehr kräftigen Säulen (ca. 45 cm x 40 cm), von denen zwei vollständig, die übrigen nur noch im Dachraum original sind. Zwei kräftige, aufgezapfte Rähme verbinden je drei Säulen miteinander, nach Osten überragen die Rähme mit ihrem dicken Ende (etwa 36 cm x 32 cm) das letzte Säulenpaar beträchtlich, um ca. 3 m, während sie nach Westen mit den Säulen abschließen. Auf den Rähmen sind insgesamt neun Balken (Bretten) aufgekämmt, die weit über die Säulen mit den Rähmen hinausragen. Je ein Riegel sowie angeblattete Kopfstreben – in Querrichtung verdoppelt versteifen dieses Hauptgerüst. Der nun angedeutete, rekonstruierte Grundriss weist als feste Räume die stützenfreie Stube und eine Kammer auf, außerdem die Ställe und hinter der Stube die Küche, in der eine Vorratsgrube lag.

 

Rekonstruierter Innenausbau

Von den Innenwänden hat sich nichts erhalten, sichere Hinweise finden sich nur für Bohlenwände der Kammer. Trotz der sich daraus ergebenden Unsicherheiten ist schon für die Bauzeit eine Unterteilung des Erdgeschosses anzunehmen. Aufgrund der Säulenstellung ergibt sich ganz zwangsläufig eine funktionale Aufteilung, wie sie weitgehend bis zum Abbau 1980 im Haus gegolten hat und wie sie zwischen Nürnberg und Ansbach spätestens seit dem 16. Jahrhundert – aber eben wahrscheinlich schon wesentlich früher – allgemein üblich war. Sie findet ihre Bestätigung in einigen Hinweisen im Gefüge selbst. Stube Die Stube besitzt eine sehr schöne, aber nicht mehr bauzeitliche Spunddecke. Ihre an sich ungewöhnliche Lage im Nordosteck des Hauses (sonst bevorzugt im Südosteck) erklärt sich aus der Stellung des Hauses im Dorf dicht am südlich gelegenen Nachbarhaus. Dass in der östlichen Zone des Hauses die Feuerstelle und damit Stube und Küche lagen, ergibt sich aus der sehr starken Schwärzung der Hölzer in diesem Bereich. Auf die schon ursprüngliche Lage der Stube im Nordosteck weist aber auch die Verzimmerung hin: die Kopfstrebe sitzt hier im Vergleich zur hinteren Säulenreihe höher, ein durchgehender Riegel zur östlichen Außenwand fehlt komplett. Dank dieser konstruktiven Besonderheiten und dem fast waghalsig anmutenden Überstand der Rähme nach Osten zu waren innerhalb der Stube von vorneherein keine störenden Gerüsthölzer, insbesondere keine Säulen, vorhanden.

 

Vorbilder aus der Kunst

Über die Bildung der Stubenwände und der Stubendecke zur Bauzeit gibt es keinen Nachweis aus dem Bau selbst. Aufgrund anderer Beispiele der Zeit und Gegend sind mit hoher Sicherheit Bohlenwände anzunehmen. Die Rekonstruktion orientiert sich an Beispielen in Rothenburg und Windsheim: breite, ca. 10 cm starke Fichtenbohlen, von außen mit einem Lehmschlag versehen. Über Tür und Fenster ist nichts bekannt. Für die Rekonstruktion waren u. a. die Holzschnitte von Barthel Beham und Erhard Schön (aus dem 16. Jahrhundert) hilfreich, die z. B. kleine, in die Bohlen geschnittene, bleiverglaste Fenster mit innenliegenden Schiebeläden zeigen.

 

Strohdeckung

Die Eindeckung des Hauses erfolgte wieder mit Stroh. Die Technik ergab sich aus alten Fotos, Zeichnungen und den Aussagen älterer Gewährsleute, vor allem im östlichen Nürnberger Land. Über die einst auch im Gebiet von Heilsbronn verbreitete Strohdachdeckung berichtet u. a. eine Dorfordnung von Neuendettelsau aus dem Jahr 1764. Danach waren von damals 24 Wohnhäusern im Dorf noch 20 mit Stroh gedeckt.

 

Archäologische Funde

Von der Ausstattung des Hauses im Mittelalter hat sich natürlich nichts erhalten – bis auf das Material, das 1982 bei einer Nachgrabung im Küchenbereich in einer ehemaligen Vorratsgrube gefunden wurde (womit zugleich die Küchenfunktion an dieser Stelle schon für das Mittelalter erhärtet wurde). Die Grube war in den Felsen gehauen, denn das ganze Haus stand auf einem Sandsteinfelsen. Es fanden sich, neben Essensresten, Scherben von ca. 200 Gefäßen, einige davon nahezu unversehrt, sowie von mittelalterlichen Ofenkacheln und sogar ein Ziegelpflasterfragment.

 

Archivalische Überlieferung

Indes der Status des Hauses, das legt die archivalische Überlieferung nahe, hat sich über die Jahrhunderte kaum geändert. Höfstetten insgesamt war immer, auch im Mittelalter, ein reines Bauerndorf, ein Weiler mit sechs Höfen und einem Hirtenhaus. 1811 heißt es zur Hs.-Nr. 6: Ein Gut. Das Haus mit einem steinernen Fuß (!) Ein Zweidrittels Scheune und Backofen und zweidrittels Hofrait. Der zugehörige Grundbesitz umfasste nicht ganz 20 Tag-werk (ca. 8 ha). Besitzer damals war Georg Scholl. Sein Sohn, Johann Scholl, war dann ab 1834 der erste nachweisbare Gastwirt auf dem Haus, das bis 1980 zugleich als kleines Dorfwirtshaus diente.


Bilder


Bilder vom Ursprung



Summary (English)

The farmer's house from Höfstetten (between Nürnberg and Ansbach) is one of the oldest farming houses to be found in Mid-Europe. It was tried to reconstruct the state of 1367, when the house was erected. The two-rowed interior framework building rests on six pillars, which carry the whole construction. The high and very steep hip roof that is roofed with straw as well as the low, non-load bearing outer walls (which actually just provide safety from wind and weather) are typical architectural features of the ending Middle Ages. All outer walls, that are built in various techniques of mudbrick building, had to be reconstructed (except for the Western Wall masoned from sandstone ashlars from 1625 – inscription on the corner ashlar), as well as the implied interior design, that leaves the mighty medieval interior framework visible. In a former refuse pit in the kitchen area leftovers as well as shards of over 300 pots and medieval stove tiles were found during the removal that allow conclusions about the nourishment of the former inhabitants as well as the rural ceramics of the time and that are shown in an exhibition within the building. A medieval farmyard always consisted of several outhouses, which is why the Höfstetten house does not stand for itself.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja
  • Eingangsbreite: 133 cm
  • Eingangsschwelle: 16 cm (Schwellenüberbrückung vorhanden)
  • Erdgeschoss teilweise zugänglich
  • Breite Türen Innenräume: Stube 13 cm, Küche 16 cm
  • Ausstellung zu den Archäologischen Funden und zur Hausgeschichte zugänglich
  • Boden: Tennen: gestampfter Lehm, Stube: Holzdielen, Küche und Ausstellungsbereich: Pflaster
Fotoaufnahme der Türschwelle im Eingangsbereich des Bauernhauses aus Höfstetten am aktuellen Standort. Vor der Schwelle liegt eine Rampe aus Holz, die der Schwellenüberbrückung dient. Das Haus gehört zum mittelalterlichen Bauernhof.
Fotoaufnahme der erhöhten Schwelle aus Holz, die zur Küche des Bauernhauses aus Höfstetten am aktuellen Standort führt. Der Boden der Küche besteht aus Holzdielen, der des vorderen Raumes aus gestampftem Lehm. Das Haus gehört zum mittelalterlichen Bauernhof.

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