Zum Hauptinhalt springen

"Schwedenhaus" aus Almoshof

Mittelalter

Das "Schwedenhaus" aus Almoshof im Norden Nürnbergs wurde 1554 erbaut. Der Begriff "Schwedenhaus" will die Bauzeit ausdrücken: das Haus wurde noch vor dem "Schwedenkrieg", dem 30-jährigen Krieg (1618-1648), erbaut. Mit einem Innengerüst versehen, ist das Haus konstruktiv noch ganz dem Spätmittelalter verpflichtet.


Eckdaten

Hausnummer:98
Ursprung:Almoshof, Stadt Nürnberg
Bauepoche:1554 (Jahrringdatierung)
Ausstellung:Bauzeit
Konstruktionsmethode:Eingeschossiger Fachwerkbau mit zweireihigem Innengerüst, Walmdach (Vollwalm auf der Ostseite, Halbwalm auf der Westseite) mit Strohdeckung
Abbau:1985
Aufbau:1992-1995
Baugruppe: Mittelalter
Steckbrief herunterladen (PDF)

Besonderheiten

Schwedenhäuser

Schlüsselfertige "Schwedenhäuser" werden heutzutage im Internet als skandinavische Qualitätsprodukte aus Holz zuhauf angeboten. Es gibt jedoch auch noch eine historische Bedeutung dieses Begriffes – vor allem im Nürnberger Raum: Hier versteht man unter "Schwedenhaus" gemeinhin einen Innengerüstbau mit hohem Vollwalmdach, noch ohne Kamin, sondern nur mit "Rauchlöchern" am First. Nach den bisherigen Erkenntnissen hat 1928 der Hausforscher Wilhelm Funk (1896–1979) erstmals den Begriff "Schwedenhaus" in die Literatur eingeführt: Das Volk nennt sie "Schwedenhäuser" […]. Benennt doch das Volk alles Altertümliche nach den Schweden. Der Dreißigjährige Krieg, der ja für Franken seit drei Jahrhunderten das erschütterndste Erlebnis war, lebt in diesem Zusammenhang wieder auf. Jedenfalls gibt der Name "Schwedenhäuser" einen, wenn auch schwachen Fingerzeig für das hohe Alter dieser Bauart. Das zeitliche Spektrum der "Schwedenhäuser" reicht nach den bisherigen Befunden von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Warum im Nahbereich zu Nürnberg so lange an einer derart "altertümlichen" Bauweise festgehalten wurde, bleibt ein Rätsel. Vielleicht wollte man in der Zeit des unmittelbaren Wiederaufbaus nach dem Zweiten Markgrafenkrieg (1552–1554) bewusst auf altbewährte Bautraditionen zurückgreifen und orientierte sich dabei an den Vorgängerbauten. Im Nürnberger Raum steht heute nur noch ein 1557 erbautes "Schwedenhaus" im Stadtteil Großreuth, allerdings ohne Innengerüstkonstruktion. Im Freilandmuseum finden sich mit den Gebäuden aus Höfstetten, Höchstetten und Almoshof drei "Schwedenhäuser", wobei das letztgenannte schon den konstruktiven Übergang zur "Moderne" andeutet.


Beschreibung

Antiquierte Konstruktion

Das sog. "Schwedenhaus" aus Almoshof entspricht prinzipiell der Bauweise des Höfstettener Hauses, doch ist es bei weitem nicht so alt. Erst 1554 wurde das zum Bau benötigte Holz geschlagen. Diese relativ junge Entstehungszeit überrascht angesichts der altertümlichen Bauweise mit dem hohen Innengerüst und den niedrigen, statisch unwichtigen Außenwänden – dazu noch in einem Dorf so nahe der damals so großen Reichs- und Weltstadt Nürnberg!

 

Eine Übergangslösung

Bei genauerer Betrachtung fallen doch einige Unterschiede zum älteren Haus aus Höfstetten auf: So besitzt das Haus aus Almoshof nach Westen keinen Vollwalm, sondern einen »fortschrittlicheren« tiefen Halbwalm. Das Innengerüst, das eigentlich aus drei hohen Säulenpaaren bestehen müsste, ist im Bereich der Stube unvollständig ausgeführt, ein viertes Säulenpaar kann gar nicht mehr zum Innengerüst gezählt werden, sondern ist Teil der westlichen Außenwand. Das Haus präsentiert sich also als eine Art Zwitter, gerüstmäßig zwischen Innengerüstbau und Wandgerüstbau, zeitlich zwischen Mittelalter und Neuzeit.

 

Einfaches Köblergut

In der Großzügigkeit des Gerüsts und seiner Einteilung kann sich das Almoshofer Haus nicht mit dem rund 200 Jahre älteren aus Höfstetten messen: Die Außenwände sind niedriger, die Stockwerkshöhe und Dachhöhe wesentlich geringer. Dies hat sicher auch mit der geringeren sozialen Stellung der Hausbewohner zu tun. Über die ersten Besitzer ist leider nichts bekannt, doch ab dem frühen 17. Jahrhundert nennen die Archivalien durchgängig Handwerker als Besitzer, von Schuhmachern und Schneidern bis hin zu Pflasterern und Tapezierern im 20. Jahrhundert. Es handelt sich demnach um ein Köblergut, also einen Kleinbauernhof.

 

Wiederaufbau im Museum

Im Museum ist weitgehend der erste Bauzustand von 1554 wiederhergestellt, wobei auch Bruch- und Backsteinausfachungen übernommen wurden, die wahrscheinlich von späteren Umbauten stammen. Nicht mehr erhaltene bzw. völlig modifizierte Teile wurden entsprechend rekonstruiert, der Westgiebel beispielsweise ist nahezu ganz neu verzimmert worden. Das Dach besaß zuletzt eine Biberschwanzdeckung, beim Wiederaufbau entschied man sich aber für ein archivalisch belegtes Strohdach. Die benötigte Dachdeckung konnte aus eigenem "Anbau" auf den Museumsäckern gewonnen werden.


Bilder


Events

Offenes Mitmachprogramm: Spinnen mit der Handspindel

Traditionelles Spinnen mit der Handspindel

  • Do, 23 Mai 2024 | 13:30 - 15:30 Uhr
  • Öffentliche Mitmachstation
  • Mittelalter
  • "Schwedenhaus" aus Almoshof

Offenes Mitmachprogramm: Mittelalterliche Textiltechniken

Probieren Sie Ihr Geschick beim Weben mit Mittelalterliche Textiltechniken

  • So, 26 Mai 2024 | 13:30 - 15:30 Uhr
  • Öffentliche Mitmachstation
  • Mittelalter
  • "Schwedenhaus" aus Almoshof

Offenes Mitmachprogramm: Mittelalterliche Textiltechniken

Probieren Sie Ihr Geschick beim Weben mit Mittelalterliche Textiltechniken

  • Do, 1 Aug 2024 | 13:30 - 15:30 Uhr
  • Öffentliche Mitmachstation
  • Mittelalter
  • "Schwedenhaus" aus Almoshof

Offenes Mitmachprogramm: Spinnen mit der Handspindel

Traditionelles Spinnen mit der Handspindel

  • So, 4 Aug 2024 | 13:30 - 15:30 Uhr
  • Öffentliche Mitmachstation
  • Mittelalter
  • "Schwedenhaus" aus Almoshof

Summary (English)

The „Swedish House“ from Almoshof, a quarter in the north of Nuremberg, was erected in 1554. It is a one-story hallf-timbered building with infills of clay and bricks. In the museum, the reconstructed state of the building time is mainly shown. Surprising is the relatively young age of this house built in old fashioned style with a high interior framework and low, statically unimportant outer walls, which is comparable to the building style of the 200 year older house from Höfstetten. However, in comparison, the interior framework is not carried out as generously, everything seems tighter and lower. The term „Swedish House“ expresses the building time: The house was still erected before the „Swedish War“, the Thirty Years War (1618-1648).


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja

Zurück