Zum Hauptinhalt springen

Steinhaus aus Matting

Mittelalter

Das Steinhaus aus Matting nahe Regensburg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut. Es gehört zu einem einstigen Weingut, dessen Besitzerfolge sich lückenlos bis 1380 zurückverfolgen lässt. Im Museum zeigt sich das Haus so, wie es gegen Ende des 16. Jahrhunderts ausgesehen haben dürfte, mit vergrößerter und bemalter Oberer Stube.


Eckdaten

Hausnummer:101
Ursprung:Matting, Gemeinde Pentling, Landkreis Regensburg
Bauepoche:2. Hälfte 14. Jahrhundert, Umbau 1410 (Jahrringdatierung), 1580 (Jahrringdatierung), Erweitert Ende des 15. Jahrhunderts
Ausstellung:nach Umbau 1580
Konstruktionsmethode:Zweigeschossiger Massivbau, Satteldach mit Kalkplattendeckung
Abbau:1990-1991
Aufbau:1993-1996
Baugruppe: Mittelalter
Steckbrief herunterladen (PDF)

Besonderheiten

Im Museum

Im Museum werden im Grunde drei Zeitschichten mit jeweils unterschiedlichen baulichen Schwerpunkten gezeigt: Bauzeit zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts (Kernbau), Umbau von 1410 (starke Veränderung im Erdgeschoss) und Umbau um 1580 (starke Veränderung im Obergeschoss). Überall sind aber auch die älteren Bauphasen noch deutlich zu erkennen und im Putz heben sich Ergänzung und Originalbestand deutlich ab. Der Stallanbau im Westen ist nur im Fundamentbereich angedeutet. Vom historischen Dach hat sich nichts erhalten, doch konnte es anhand eindeutiger Anhaltspunkte am Gebäude und mit Hilfe von Vergleichsbeispielen vollständig rekonstruiert werden.


Beschreibung

Die Oberpfalz im Freilandmuseum

Es mag zunächst überraschend erscheinen, dass ein Haus aus der Regensburger Gegend in einem »fränkischen« Museum zu besichtigen ist. Doch abgesehen davon, dass für die mittelalterliche bäuerliche Kultur eine Charakterisierung »fränkisch«, »oberpfälzisch oder »alt-baierisch« kaum von Belang ist, hat sich das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim als zentraler Präsentationsort in Bayern für bäuerliches Bauen im Mittelalter etabliert. Das Haus aus Matting vertritt im Museum den bäuerlichen Steinbau und unterstreicht damit zugleich die Vielseitigkeit bäuerlicher Kultur in dieser Zeitstufe. Da dieses Haus (wie einst viele in Matting) mit den schweren Kalkplatten eingedeckt ist, gehört es auch noch zur Baukultur des Altmühlgebietes, die ja ebenfalls im Museum über den heutigen mittelfränkischen Anteil ihre Darstellung findet.

 

Matting und der Baierwein

Matting liegt am Südufer der Donau und ist für seine vielen spätmittelalterlichen Steinbauten bekannt. Sie erklären sich zum einen aus der Nähe zu Regensburg – die Stadt mit dem bedeutendsten Steinbaubestand des Hohen Mittelalters in Deutschland – , zum anderen aus dem einstigen umfangreichen Weinbau, der allerorten mit Steinbauweise einhergeht. »Donauwein« bzw. »Baierwein« war bis ins frühe 19. Jahrhundert weit bekannt, ist heute aber praktisch bedeutungslos. Vom Weinbau direkt ist beim Steinhaus aus Matting nichts zu bemerken, auch wenn es als einstiges Weingut sicher belegt ist. Die Besitzerfolge lässt sich lückenlos bis 1380 zurückverfolgen. Damals wird als Inhaber die Witwe von Albrecht Karl genannt. Die Familie Karl musste 72 Pfennige Abgaben für Haus und Felder zahlen und vier Eimer Wein waren für den zugehörigen Weinberg »Leithen« an das Kloster Prüfening zu entrichten.

 

Steinbau aus dem 14. Jahrhundert

In diese Zeit scheint auch das Haus zurückzugehen. Sicher ist jedenfalls, dass es älter als 1410 sein muss – das erste Datum, das sich dendrochronologisch ermitteln ließ, aber bereits auf einen Umbau zu beziehen ist. Es handelt sich um einen zweigeschossigen reinen Steinbau, Baumaterial sind die örtlich anstehenden Kalk- und Sandsteine. Die Wände sind in relativ lagerhaftem Verband mit kleinen Feldsteinen im Kalkmörtel hochgemauert, während Ecken und rahmende Teile mit sorgfältiger zugerichteten Steinen gesetzt sind. Das Erdgeschoss ist wie das Obergeschoss genau zweizonig angelegt, ein breiter Flur zieht durchs ganze Haus. Eine dritte Zone wurde im 15. Jahrhundert als Stall angefügt.

 

Umbau 1410

Der eigentliche Wohnbereich lag zur Bauzeit im Obergeschoss – wegen der Hochwassergefahr an der Donau leicht verständlich. Dort konnte in der Südostecke eine hölzerne Bohlenstube nachgewiesen werden. Der darunterliegende, langgestreckte Raum mit kleinen Schlitzfenstern konnte bisher in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht geklärt werden. Er wurde aber im Laufe des 15. Jahrhunderts in eine Stube und eine Kammer aufgeteilt und mit größeren Fenstern versehen. In die Kammer führt eine rundbogige Tür, deren Rahmen aus kräftigen Hölzern gefügt ist (datiert 1410).

 

Umbau um 1580

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Obere Stube in den oberen Fletz hinein vergrößert. Die nachgewiesene Bohlenwand musste dazu einer neuen Holztrennwand weichen, bestehend aus senkrechten Säulen und breiten, eingenuteten Brettern (Spundwand), ganz in der Tradition des spätmittelalterlichen Holzbaus in Franken und der Oberpfalz. Im Zuge dieses Umbaus wurde die Stube vollständig ausgemalt. Davon haben sich zwar nur Reste erhalten, diese zeigen aber die für die Zeit und für weitere Mattinger Häuser typische Erzählfreude: ein Landsknecht, der einen Morgenstern schwingt, Kuh, Bratwürste (!), Vögel, u. a.

 

Abbau und Dokumentation

Auf die weitere, sehr komplizierte Baugeschichte kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es sei zumindest noch erwähnt, dass bei archäologischen Untersuchungen ein Vorgängerbau an gleicher Stelle nachgewiesen werden konnte, der aber noch als Holzbau mit eingegrabenen Pfosten errichtet war. Der Aufwand an Dokumentation, Befundung und Erforschung war jedenfalls bei diesem Haus größer als bei allen anderen mittelalterlichen Häusern des Museums. Und auch die Translozierung des Hauses war eine besondere Herausforderung, galt es doch, soviel wie möglich der originalen Seitenwände von Matting nach Bad Windsheim unzerstört zu übertragen. Das war bei dem unregelmäßigen, kleinteiligen, zum Teil schon etwas instabilen Bruchsteinmauerwerk nicht so leicht. Insgesamt wurde der Bau in 25 Mauerteile zerlegt, darunter auch die Hausecken mit dem etwas sorgfältigeren Steinverband.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The stonehouse from Matting near Regensburg was erected in the second half of the 14th century and rebuilt for the first time in 140 already. Matting lays on the Southern Shore of the Donau and is known for its many stone buildings from the late Middle Ages. Our house belongs to a former wineyard, whose chain of ownership can be traced completely since 1380. It is a two-story building of quarry stones with cut stones on the corners, windows and doors and a flatly sloped roof that is roofed with ledges of chalk. In the museum the house is in the probable state of the late 16th century, with enlarged and painted Upper Parlor, but the older construction phases are visible, too.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3
  • Eingangsbreite: 94 cm
  • Eingangsschwelle: 11 cm und zwei Steinstufen (mit Rampe versehen)
  • Stubeneingang: Breite 101 cm, Schwelle mit 11 cm und Steinstufe mit 24 cm
  • Obergeschoss nur über Holztreppe mit 10 Stufen zugänglich
  • Zugang zum Haus über Holzbrücke und Schotterweg
Fotoaufnahme des Eingangs vom Steinhaus aus Matting am aktuellen Standort. Auf den Eingangsbereich fällt der Schatten eines Baumes. Zur nach innen geöffneten Holztür führt eine Steinstufe, vor der Stufe und der Türschwelle liegt je eine Rampe aus Holz. Links und rechts davon wächst Gras.
Fotoaufnahme der Innenräume im Erdgeschoss des Steinhauses aus Matting am aktuellen Standort. Im Raum befinden sich mehrere Türen und Durchgänge. An der Wand rechts im Bild hängt eine Informationstafel, der Boden besteht aus gestampftem Lehm.

Zurück