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Bauernhaus aus Oberzettlitz

Regnitzfranken - Frankenalb

Das Bauernhaus aus Oberzettlitz bei Kulmbach, erbaut 1711 (Inschrift), ist eines der letzten Beispiele für die alte Blockbauweise. Blockbauten bestehen aus Wänden mit waagrecht liegenden Hölzern und waren vor allem im östlichen Oberfranken verbreitet. Interessant ist auch die gestelzte Bauweise: Die Wohnräume liegen im Obergeschoss, die Stallung im in den Hang gebauten Erdgeschoss.


Eckdaten

Hausnummer:73
Ursprung:Oberzettlitz, Stadt Kulmbach, Landkreis Kulmbach
Bauepoche:1711 (Inschrift)
Ausstellung:19. Jahrhundert (vor der Erweiterung von 1891)
Konstruktionsmethode:Ein- bzw. zweigeschossiger Bau mit massivem Untergeschoss, Erdgeschoss in Blockbauweise und Giebel in Fachwerk, Satteldach mit „Krempern“ gedeckt (ortsübliche handgestrichene Pfannenziegel)
Abbau:1979
Aufbau:1984-1988
Baugruppe: Regnitzfranken - Frankenalb
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Besonderheiten

Ein gestelztes Haus

Das Gebäude gehört zur Gruppe der »gestelzten« Häuser, bei denen die Wohnräume über den Stallungen untergebracht sind. Diese Bauweise findet sich sporadisch in ganz Franken, vor allem bei kleineren Anwesen. Aber anders als bei den gleichfalls »gestelzten« Häusern Hohenlohes und des westlichen Feuchtwanger Gebietes, zu denen im Museum das Gasthaus zur Krone gehört, sind im Untergeschoss auch zwei Keller untergebracht. Beim Oberzettlitzer Bauernhaus wird die Hanglage so ausgenützt, dass das »Wohngeschoss« fast ebenerdig von außen zu erreichen ist und nicht durch das Stallgeschoss, wie etwa beim Gasthaus zur Krone.


Beschreibung

Hausnummer 5 und Hausnummer 6

Die Geschichte der Hs.-Nr. 5 aus Oberzettlitz und seiner Bewohner lässt sich gut verfolgen und ist von großer Konstanz geprägt. Es ist zu vermuten, dass der einst den Freiherrn von Guttenberg auf Steinenhausen gehörende Hof aus einer Teilung entstand. Darauf deutet schon die enge Verbindung der Hofanlange mit dem benachbarten Anwesen Hs.-Nr. 6 hin. Die zu beiden Höfen gehörenden Scheunen lagen direkt nebeneinander, der Hofraum davor war gemeinsamer Besitz. Hs.- Nr. 6 zeigte einen fast identischen Aufbau wie Hs.-Nr. 5: gleiche Maße, gleicher Grundriss. Beide werden in Archivalien als »Halbhof« geführt und es lassen sich auch enge verwandtschaftliche Beziehungen der Besitzer nachweisen. Hs.-Nr. 6 wurde 1979 abgebrochen - zur selben Zeit, als Hs.-Nr. 5 ins Museum transloziert wurde. Das dabei anfallende »Altholz« konnte als Ersatzholz für den Aufbau von Nr. 5 geborgen werden.

 

Besitzerfamilie Dörffler

Hs.-Nr. 5 war über Jahrhunderte im Besitz der Familie Dörffler, einem offenbar weitverbreiteten und weitverzweigten bäuerlichen Geschlecht in Oberfranken. Gebaut wurde es 1711 von Michael Dörffler, auf den noch die Inschrift »MD«, eingeschnitzt in den Giebelbalken, hinweist (hinter der vorausgehenden Buchsta-benfolge »IPZ« könnte sich der Name des Zimmermanns verbergen).

 

Der Hof in unruhigen Zeiten

Von der Einquartierung von Soldaten in beiden Höfen 1757–61 (im Siebenjährigen Krieg) berichten Aufzeichnungen von Jobst Dörffler (Sohn des Michael Dörffler), der die dabei entstandenen Kosten genau aufschlüsselte. Bis zu 18 Mann, z. T. mit Pferden, lagen oft mehrere Wochen in beiden Häusern. Es waren Soldaten und Offiziere ganz verschiedener Herkunft: Nassauer, Württemberger, Kaiserliche, Darmstädtische, Kurbayerische, Kurmainzer, Ansbacher, Sachsen-Gothaische, alle waren gezwungenermaßen zu »Gast« – wahrhaft erlittene große Geschichte! Nach der Übergabe an Bayern wird der Hof 1811 so geschildert: Ein Wohnhauß, No. 5, von Schrotwand eingädig [!] mit Stallung, Stadel, Schupfen [= 74], Backofen [= 75], Hofraith und Schorgärtlein; der Grundbesitz belief sich auf knapp 15 Tagwerk (knapp 5 ha) – kein großer Hof also.

 

Blockbau und Fachwerk

Das auffallendste bauliche Merkmal am Haus aus Oberzettlitz ist sicherlich das in Blockbauweise gezimmerte Wohngeschoss. Vor allem in Oberfranken war diese eher aus dem alpinen Raum bekannte Bautechnik einst häufig anzutreffen, doch haben sich nur wenige Beispiele erhalten. Der reiche Fachwerkgiebel wiederum verweist auf die Nähe zum Obermaingebiet, in dem gerade um 1700 ein Zierfachwerk üblich war, wie es sonst kaum so ausgeprägt vorkam. Blockbau und Fachwerk – diese beiden an sich gegensätzlichen Holzbauweisen sind so harmonisch vereint.

 

Im Museum

1891 erhielt das Haus einen seitlichen Anbau in Massivbauweise. Dieser Anbau wurde nicht übernommen, im Museum wird folglich der Vorzustand gezeigt. Deswegen musste ein kleiner Teil des Fachwerkgiebels ergänzt werden. Da im hinteren Kammerbereich das Blockwerk z. T. Sehr schadhaft war, wurde auf die in diesem Bereich wesentlich besser erhaltenen und praktisch identischen Holzbauteile von Haus Nr. 6 zurückgegriffen. Von der historischen Inneneinrichtung hatte sich nichts erhalten. Für die auffallend geräumige und mit einem reich profilierten Unterzug geschmückte Stube wurde anhand von Fotos und Aufzeichnungen ein für die nördliche Frankenalb typischer Ofen rekonstruiert. Bemerkenswert sind seine großen Ausmaße (ca. 1,3 m tief) und die beiden eingemauerten, gusseisernen Wasserkessel, die hier Ofenhäfen (»Uffahefn«) genannt werden; im kleineren kochte man die Klöße. Im sonst nicht ausgebauten Dachgeschoss befindet sich nur eine kleine Giebelstube, deren Nutzung nicht eindeutig geklärt ist, die aber mit reichem Fachwerk überrascht: Alle Wände besitzen hohe, durchkreuzte Rauten, die Decke abwechselnd schräglaufende, eingeschobene Bretter.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The farmer's house from Oberzettlitz near Kulmbach, erected in 1711 (inscription), is one of the last examples for the old log building method. Log buildings consist of walls with horizontal-laying woods and were mainly common in the East of Upper Franconia. Also interesting is the stilted construction: The family rooms are on the upper level while the stables are situated on the ground-floor that is built into the slope.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3

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