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Hopfenbauernhaus aus Eschenbach

Regnitzfranken - Frankenalb

Das Hopfenbauernhaus aus Eschenbach bei Hersbruck wurde 1821 erbaut, wird im Inneren aber im Zustand von 1910/1920 gezeigt. In der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die Ertragslage im Hopfenbau drastisch, dafür erschließen sich manche Orte in der Gegend den damals aufkommenden Fremdenverkehr (Sommerfrische) als neue Einnahmequelle.


Eckdaten

Hausnummer:67
Ursprung:Eschenbach, Gemeinde Pommelsbrunn, Landkreis Nürnberger Land
Bauepoche:1821 (Jahrringdatierung), umgebaut 1910
Ausstellung:Um 1910/20; äußere Farbigkeit der Bauzeit
Konstruktionsmethode:Zweigeschossiger Bau mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschoss, Satteldach mit Biberschwanz-Einfachdeckung
Abbau:1982
Aufbau:1988-1992
Baugruppe: Regnitzfranken - Frankenalb
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Besonderheiten

Hans-Scherzer-Garten

Eine Besonderheit stellt der Garten vor dem Haus dar: Die Bepflanzung geht auf eine genaue Bestandsaufnahme des Eschenbacher Friedhofes aus dem Jahr 1913 zurück. Sie wurde durchgeführt von Hans Scherzer (1889–1943), der als Lehrer, Geologe, Botaniker und Fachschriftsteller in Nürnberg wirkte und später Dozent an der Hochschule für Lehrerbildung in Bayreuth war. Zur damaligen Zeit bestand noch weitgehende Übereinstimmung zwischen den Zierpflanzen bäuerlicher Gärten und des Friedhofes einer Ortschaft. So ergibt sich hier die seltene Möglichkeit, die Pflanzenausstattung eines kleinen Ziergartens zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen zu können.


Beschreibung

Ein stattliches Haus für ein kleines Anwesen

Im Jahr 1821, in einer Zeit, als der Hopfenanbau in Franken einen großen Aufschwung erfuhr, wurde dieses stattliche, zweigeschossige Haus errichtet. Dabei gehörten noch 1820, bei der Übergabe von Johann Mörtel an seinen Sohn Johann Heinrich Mörtel (die Familie Mörtel lässt sich rund drei Jahrhunderte hier ununterbrochen nachweisen), zum Anwesen nur knapp fünf Tagwerk bzw. Morgen an Ländereien, was in etwa 1,5 ha entspricht. Doch schon damals wurde im Hausgärtlein, also gleich hinter dem Haus, Hopfen angebaut.

 

Lukrativer Hopfenanbau

Die archivalischen Hinweise deuten auf bescheidene Verhältnisse hin. Der »Pfeifferschuster«, wie der Hausname des Anwesens lautet, wird im 18./19. Jahrhundert als Köbler- oder Seldengut geführt, also als Kleinbauernstelle, dessen Inhaber zumeist noch ein Handwerk ausführte. In diesem Fall war es die Schuhmacherei, die ja auch im Hausnamen aufklingt. Und Schuster gelten nicht gerade als reiche Leute! So muss es wohl der Hopfenbau gewesen sein, der einen gewissen Wohlstand brachte, und vielleicht auch erst den Bau des Hauses ermöglichte. Es dauerte dann relativ kurze Zeit, bis um 1850, und der zugehörige Grundbesitz hatte sich vervierfacht, der Hopfenbau verdoppelt. Das Schuhmacherhandwerk wurde nun offenbar nur noch nebenbei ausgeführt, nicht mehr hauptberuflich (daher ist im Museum nichts von diesem Handwerk zu sehen).

 

Aufkommender Fremdenverkehr

Inwieweit die allgemein sich verschlechternde Lage für die Hopfenbauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch der Familie Mörtel zu schaffen machte, ist unklar. Durch den damals neu aufkommenden Fremdenverkehr (»Sommerfrische«) erschloss sich in Eschenbach aber eine neue Einnahmequelle. 1877 wurde die Eisenbahnstrecke von Nürnberg über Hersbruck durchs romantische Pegnitztal nach Schnabelwaid (und weiter nach Bayreuth bzw. Marktredwitz – Eger – Prag) fertiggestellt. Nun kamen vor allem Wanderer und Kletterer, aber auch Familien schnell, bequem und preiswert mit der Bahn in die Naherholungslandschaften an der Pegnitz. Neben Rupprechtstegen, Hohenstadt und Hubmersberg wurde das nahe der Bahn gelegene Eschenbach einer der beliebtesten Ausflugs- und Ferienorte für die »Sommerfrischler«, vor allem aus den neuen Industriezentren Nürnberg und Fürth.

 

Ein zweites wirtschaftliches Standbein

Diese neue und im Vergleich zu den schwankenden Hopfenpreisen sicherere Einnahmequelle nutzte seit etwa 1910 auch Familie Mörtel. Die beiden damals neu geschaffenen, hellen Zimmer am Giebel im Obergeschoss wurden im Sommer fast durchgängig an Fremde vermietet und entsprechend eingerichtet. Hier befanden sich die besseren und »moderneren« Möbel, während die Schlafräume der Familie selbst einfacher eingerichtet waren. Für die Sommerfrischler dürfte auch erst der Abtritt am Rückgiebel angebaut worden sein. Die Fremdenzimmer waren nicht heizbar, also nur im Sommer zu bewohnen. In der Kriegszeit schließlich fanden hier Familien aus der bombenbedrohten Großstadt Zuflucht. In der Nachkriegszeit wurden die Zimmer kaum noch vermietet, der Komfort war den neuen Ansprüchen bald nicht mehr gewachsen. Heute hat der Fremdenverkehr in Eschenbach fast keine kaum noch Bedeutung.

 

Im Museum

Dem Museumsbesucher wird anhand des Hauses – entsprechend seiner Geschichte – Hopfenbau und früher Fremdenverkehr nahegebracht. Im Außenbild dominiert das dreigeschossige, aufwändig gestaltete Giebeldreieck mit dem für das östliche Nürnberger Land typischen kraftvollen Fachwerk mit verdoppelten Fußstreben. Ins Auge fallen auch der farbig getupfte Putz sowie die aufgeputzte Lisenengliederung im Erdgeschoss.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The two-story hop-grower-house from Eschenbach near Hersbruck, that is accessible from the side of the gable, was erected in 1821 but is presented within the museum in the state of 1910/20; only the colorfulness of the outer walls dates back to the time of the building. In the second half of the 19th century the economic situation of the hop-growers declined dramatically, at the same time some villages in this area participated in the newly-established tourism for new sources of income. Since 1910 summerguests, mostly from Nuremberg, spent their vacation in the two newly-built rooms near the gable on the upper level. After World War II, those rooms were rented only rarely – their comfort did no longer match the expectations of travelers.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3

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