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Dorfschmiede aus Westheim

Mainfranken - Frankenhöhe

Die Schmiede aus Westheim wurde 1780 errichtet (Inschrift an der Esse). Früher war der Schmied der wichtigste Handwerker im Dorf. Als Hufschmied beschlug er Pferde, als Wagenschmied zog er Reifen auf, als Feuerschmied stellte er Werkzeuge und Gerät her. Die Schmiede wird im Zustand von etwa 1970 gezeigt.


Eckdaten

Hausnummer:23
Ursprung:Westheim, Gemeinde Illesheim, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim
Bauepoche:1780 (Inschrift)
Ausstellung:wie vorgefunden
Konstruktionsmethode:eingeschossiger Fachwerkbau, Westgiebel nachträglich massiv erneuert, Mansardhalbwalmdach mit Biberschwanz-Doppeldeckung
Abbau:1985
Aufbau:1985-1986
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Der Schmied

Die Arbeit in einer Dorfschmiede bestand noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, also vor dem Einsetzen der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Arbeit, hauptsächlich aus drei Bereichen: Hufbeschlag, Wagnerei und Werkzeug- bzw. Geräteherstellung.

 

Hufbeschlag gehörte praktisch zum Alltagsgeschäft, erforderte aber ein hohes Maß an Geschick und Kenntnissen. Nicht umsonst gehörte es früher zur Meisterprüfung, ein Pferd fachkundig zu beschlagen, ohne es zu verletzen. Mit einem lahmen Pferd konnte der Bauer nicht mehr arbeiten, der Schmied hatte hier eine verantwortungsvolle Funktion für das ganze Dorf.

 

Bei der Wagnerei und der Geräteherstellung stand hingegen die Materialkenntnis im Vordergrund. Das Aufziehen des heißen Eisenreifens auf das Wagenrad war eine Arbeit, die viel Erfahrung voraussetzte. Auch die Herstellung von Äxten, Hauen, Pflugscharen, das Anrichten von Sensen im Zirkelschnitt, das Anstählen und das Härten des Eisens erforderte ein Spezialwissen, dass den Schmied zu einem wichtigen und notwendigen Dorfhandwerker machte.

 

Mit dem langsamen Verschwinden der Pferde aus den Dörfern wurde der Hufschmied arbeitslos; das Aufkommen von gummibereiften Wagen brachte die Wagnerei zum Erliegen; und die Geräte und Werkzeugherstellung nahmen dem Schmied die Arbeiter in den Werkzeugfabriken ab. Ab 1950 wurden die Schmieden auf den Dörfern zunehmend zu Reparaturbetrieben, das Spezialwissen für die Eisenbearbeitung wanderte in die Städte. Die Mechanisierung in der Landwirtschaft führte zwar letztendlich zum Sterben der Dorfschmiede, dennoch erlebte gerade durch sie das Handwerk noch eine kurze Blütezeit – eine Scheinblüte freilich. Denn für Schlepper und Bulldog, für Wender und Mähdrescher mussten oft kleinere Ersatzteile geschmiedet werden. Erst die weitergehende Technisierung führte zu anderen Berufsbildern wie das des Landmaschinenschlossers. Der Beruf des Dorfschmieds hingegen ist heue praktisch verschwunden.


Beschreibung

Der Erbauer

„M. Laurentius Fischer, ehemals Huf- und Waffenschmied auf seiner von ihm schön und bequem erbauten Schmiede, und statt des von der Gemeinde erkauften armseligen Häuschens von Grund auf neu errichtet, zweigädiges Wohnhauses […] hier gewesener erster Gotteshausvorsteher, Zolleinnehmer, Fleischbeschauer und Umgeld-Receveur, ein Mann von beträchtlicher körperlicher Größe, von mehr als 6 Schuh, von noch größeren Geistesgaben, die ihn auf höhere und einträgliche Gewerbe in dem großen Eisenhammer bey Neustadt führten, wo er wegen der Schwäche seines vieljährig kranken Weibes auf der in Rauschenberg erkauften geringbeschäftigten Schmiede 20 Jahr verweilte.“ Mit diesen Worten beginnt ein Pfarrbucheintrag aus dem Jahr 1813, der den Tod des erwähnten Lorenz Fischer festhält und der das Erbauungsjahr der Westheimer Schmiede bzw. deren Inschrift bestätigt. Ob es vorher bereits an gleicher Stelle eine Schmiede gab, ist nicht bekannt.

 

Der Nachfolger

Lorenz Fischer und seine Frau Kunigunde hatten eine 1773 geborene Tochter namens Margarethe Barbara. Diese heiratete 1791 den sieben Jahre älteren Huf- und Waffenschmied Johann Veit Dorn, dessen Vater und Großvater Schmiede in Windelsbach (Lkr. Ansbach) waren. Lorenz Fischer wird zufrieden gewesen sein, für seine Schmiede einen Nachfolger gefunden zu haben. Näheres zu den Besitzverhältnissen unter Johann Veit Dorn berichtet ein Kataster aus dem Jahr 1811: „Ein Bauernguth mit Hauß besonders gebauter Schmiedewerkstätte von Fachwerck, Scheune, 2 Schweineställe mit 5 Fächern, ein kleines Schorgärtlein und einen Hofraith nebst 5 ¼ Morgen Acker.“ Außerdem hatte Dorn – für einen Schmied mit seinem Bedarf an Holzkohle besonders wichtig – Waldrecht: „3 Klafter halb hartes halb weiches Schneidholz, dann das Abholz jährlich mit dem Bauholz nach Nothdurft aus dem Gemeinde Wald.“ Die Hausnummer 44 (später 42) in Westheim war also eine richtige kleine Hofstelle und nicht ausschließlich Schmiede.

 

Schmied oder Landwirt?

1830 ging das Gut mit der realen Schmiedegerechtigkeit für 4.600 Gulden in den Besitz von Johann Leonhard Dorn über, Sohn des Johann Veit. Der Gesamtbesitz belief sich auf ca. 32 Tagwerk (= 11 ha). 1866 übernahm die Hofstelle dann dessen Sohn mit gleichem Namen und 1909 Friedrich Konrad Dorn, der Vater des letzten Besitzers. Unter ihm erwies es sich als nützlich, dass Land zur Schmiede gehörte. In den 1930er Jahren intensivierte er die Landwirtschaft und betrieb die Schmiede kaum noch, nicht zuletzt aufgrund der Konkurrenz des Schmiedes im Nachbardorf Urfersheim. Dieser verlangte im eigenen Dorf normale Preise, in Westheim hingegen war er um die Hälfte billiger. Der letzte Schmied von Westheim, Johann Gottfried Dorn, nahm schließlich 1935 die Schmiede wieder in Betrieb und arbeitete noch bis in die 1980er Jahre.

 

Ein schlichter Bau mit kompletter Ausstattung

Die Schmiede von Westheim ist ein schlichter Bau, bemerkenswert aber ist das für die Zeit und Region nicht untypische Mansarddach. Dokumentiert wird im Museum der Zustand nach dem Zweiten Weltkrieg, als bereits der Westgiebel in Mauerwerk ersetzt ist, während sich im Übrigen weitgehend der bauliche Originalbestand erhalten hat. Im Innern befinden sich wieder sämtliche Werkzeuge und Geräte am gleichen Platz, den sie schon einnahmen, als Gottfried Dorn noch schmiedete. Der große Vorraum war früher Beschlagbrücke zum Beschlagen der Zugtiere: der Pferde, Ochsen und Kühe. Im Schmiederaum selbst springt die große Esse ins Auge mit Feuerstelle und eingemauertem Wasserbecken. Wasser brauchte man zum Härten von Eisen und zum Ablöschen der Kohle. Über der Werkbank mit den beiden Schraubstöcken sind Werkzeuge zur Kaltbearbeitung von Eisen, zum Feilen und Gewindeschneiden. In dem hinteren kleinen Raum befanden sich früher Schleifsteine, er diente später dann für den Vorrat an Roheisen.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The Schmiede (smithy) from Westheim near Bad Windsheim was built in 1780 - as can be seen from the inscription on the forge. The blacksmith used to be the most important craftsman in the village: as farrier he would shoe horses; he made tools and blades for farmingt; and he also made the iron st rakes that held the wooden cartwheels together. The smithy is shown as it was in 1970.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja

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