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Was mit einfachen Mitteln alles möglich ist

Die farbige Fassung von Architekturoberflächen, ob außen an der Fassade oder innen an Wänden und Decken, ist beim ersten Eindruck eines Hauses ein entscheidender Faktor. Je nach Zeit und Region und den dort vorhandenen Malmitteln kann sie sehr unterschiedlich ausfallen.

zwei Fenster mit blauer Rahmung und Fensterläden.

Die ländliche Bevölkerung liebte es bisweilen bunt: hier die auffallenden blauen Fensterrahmungen am Häckerhaus aus Ergersheim. Foto: Ute Rauschenbach

heller Schlosssaal mit Kronleuchter und Türen

Farbige Fassung des Gartensaals im Sommerschlösschen aus Eyerlohe. Foto: Ute Rauschenbach

Wichtig für Farbfassungen sind in erster Linie die Pigmente, die pulverisierten eigentlichen Farbstoffe. Das können fein verriebene Erden sein oder Pflanzenteile, gemahlene Steine wie Lapislazuli oder farbige Läuse – in Grund alles, was sich fein mahlen und mit einem Bindemittel auf einen Untergrund auftragen lässt. Das Bindemittel kann dabei Ei, Quark, Haferbrei oder Öl sein. Das Wissen darüber ist so umfangreich, dass „Farbe“ auch innerhalb der Hausforschung ein eigenes Forschungsgebiet ist.

Eine ganze Woche lang vom 6. bis 12. September widmet sich das Fränkische Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim diesem Thema mit praktischen Vorführungen, mit Info-Stationen oder Führungen an den Nachmittagen ab 13.30 Uhr.

Auch im Museum stehen Häuser mit auffälligen Farbfassungen. Wer den Blick auf dem Dorfplatz Mainfranken-Frankenhöhe schweifen lässt, blickt auf die leuchtend blauen Fensterrahmungen des Häckerhauses aus Ergersheim oder die Rustika-Quaderung im Untergeschoss des Amtshauses aus Obernbreit in leuchtendem Rosa, weiß und schwarz schattiert, so dass die einzelnen Quader plastisch wirken. Auffällig ist auch die Farbgebung des Sommerschlösschens aus Eyb: außen rosa und hellgelb, während innen Pigmente wie Lapislazuli, Malachit, Schweinfurter Grün und Zinnoberrot verwendet wurden.

Doch nicht nur herrschaftliche Anwesen wie Amtshäuser oder Schlösschen wurden farbig gestaltet, sondern auch die ländliche Bevölkerung auf dem Land wollte es einfach „schön“ haben. Ein wunderbares Beispiel dafür findet sich in der Stube im Bauernhaus aus Reichersdorf. Dort wurden im Putz Kohlepigmente festgestellt, die einen glitzernden Effekt hervorriefen. Mit einfachen Mitteln erfinderisch sein und sich das eigene Umfeld schön gestalten – das galt erst recht auch für unsere Altvorderen!

Die Themenwoche findet ihren Abschluss am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 12. September. An diesem Tag wird auch die Restauratoren-Werkstatt geöffnet sein, die sonst nicht zugänglich ist. Bitte informieren Sie sich kurz vor Ihrem Besuch unter www.freilandmuseum.de über die genauen Modalitäten.