Gipsbrennofen
Technik & Gewerbe
Der Gipsofen wurde nach Vorbild historischer Anlagen rekonstruiert, wie man sie in unserer Region überall in der Nähe von Gipssteinbrüchen vorfinden konnte. Im Museum wird er zur Produktion von Baumaterialien genutzt.
Eckdaten
Hausnummer: | 107a |
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Ursprung: | nach Vorbildern aus der Windsheimer Gegend rekonstruiert |
Bauepoche: | Rekonstruktion |
Ausstellung: | - |
Konstruktionsmethode: | Ofenkammer aus Backsteinen, Einhausung als verbretterter Ständerbau ausgeführt |
Abbau: | - |
Aufbau: | 1988 |
Baugruppe: | Technik & Gewerbe |
Besonderheiten
Der Gipsbrand
Um aus Gipsstein Mörtel zu machen, muss er zunächst gebrannt werden. Der Gipsstein besteht chemisch gesehen aus Calciumsulfat und gebundenem Wasser (Ca[SO4]·2H2O). Genau dieses Wasser muss dem Gips durch Erhitzen entzogen werden, um ihn dadurch in ein mineralisches mBindemittel für Putz-, Estrich- oder Stuckarbeiten umzuwandeln.
Bei vorindustriellen Gipsöfen, wie in der Museums-Gipshütte, handelte es sich um simple technische Anlagen, in denen bei hohen und wenig kontrollierbaren Temperaturen zwischen 900° und 1.000 °C gebrannt wurde. Das Resultat waren sog. Hochbrandgipse mit einer sehr heterogenen Zusammensetzung unterschiedlichster Gipsphasen, was aber durchaus kein Nachteil ist. Gerade wegen dieser heterogenen Zusammensetzung weisen die historischen Hochbrandgipse eine hohe Witterungsstabilität und Festigkeit auf und sind deshalb besonders gut für Außenputze geeignet – eine Eigenschaft, die mit keiner der heutigen, industriell produzierten Gipsqualitäten erreichbar ist.
Anschließend wird der gebrannte Gips noch gemahlen. Mindestens seit dem 16. Jahrhundert gab es dazu eigene Gipsmühlen, von denen sich aber keine erhalten hat. Der in unterschiedlichen Kornabstufungen gemahlene Gips wird übrigens ohne Zuschlag als Mörtel verarbeitet. Zum Abbinden und Erhärten braucht er lediglich jenes Wasser zurück, welches ihm zuvor durch das Brennen ausgetrieben wurde.
Beschreibung
Gips in der Windsheimer Gegend
Die lange Tradition der Gipsverarbeitung im Windsheimer Raum hängt mit den in dieser Region natürlich vorkommenden Gipslagerstätten zusammen. Gipsquader als Mauersteine sind heute noch in den Ortschaften der Umgebung und besonders gut in der Baugruppe Mainfranken-Frankenhöhe im Museum zu sehen. In gleichem Maße wurde aber auch die Eignung von Gips als Mörtel für die Fertigung von Estrichen, Gipsputzen oder Stuckarbeiten genutzt. Etliche Gebäude vom 14. bis
19. Jahrhundert in Bad Windsheim sind heute noch Zeugnisse für die außerordentliche Haltbarkeit von Gipsputzen im Außenbereich. Dazu muss das Rohmaterial Gips – ganz ähnlich wie Kalk – aber erst gebrannt werden.
Gipsofen für das Museum
Historische Gipsöfen existieren heute keine mehr. Für die in den Hang hineingebaute »Museums-Gipshütte« standen historische Anlagen Pate, die es in dieser Art noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts allenthalben in der Nähe von Gipssteinbrüchen der Region gegeben hat. In der dreiseitig mit Backsteinen abgemauerten Kammer werden mit Hilfe eines Lehrgerüstes mit Gipssteinen zunächst zwei Schürkanäle aufgebaut, über denen dann die Kammer weiter mit losem Gipsbruch bis zur Oberkante aufgefüllt wird. Ungefähr 12 m³ Gips können mit einem Mal innerhalb von 20 bis 24 Stunden gebrannt werden, bei einem Verbrauch von drei bis vier Ster Nadelholz.
Bilder
Zugänglichkeit
Insgesamt: | Note: 1 |
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Ergeschoss ist Barrierefrei: | ja |