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Gasthaus aus Mühlhausen

Mainfranken - Frankenhöhe

Das Gasthaus aus Mühlhausen wurde 1518 erbaut, im 18. Jahrhundert umgebaut. Der zweigeschossige, teils massiv, teils in Fachwerkerstellte Bau zeigt noch stockwerksweise abgezimmertes Fachwerk des späten Mittelalters wie auch eine Bohlenstube im Obergeschoss. Im Museum wird das Haus wieder als Gastwirtschaft genutzt.


Eckdaten

Hausnummer:39
Ursprung:Markt Mühlhausen, Landkreis Erlangen-Höchstadt
Bauepoche:1518 (Jahrringdatierung), Umbau 1572 (Inschrift) und 1730 (Jahrringdatierung)
Ausstellung:weitgehend Zustand nach 1730
Konstruktionsmethode:zweigeschossiger Bau mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschoss, Walmdach mit Biberschwanz-Einfachdeckung
Abbau:1985
Aufbau:1994-1996
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Gastwirt und Bierbrauer

In früherer Zeit scheint der Braubetrieb der wichtigere Teil der Nutzung des Anwesens gewesen zu sein, denn die Besitzer werden in den Akten immer zuerst als Bierbräuer bezeichnet, erst dann als Gastwirte. Ein eigenes Brauhaus stand im Hof unmittelbar hinter dem Haus, also durchaus vergleichbar der neuen Situation im Museum, wo das Kraisdorfer Brauhaus (Nr. 40) gewissermaßen den Hofraum rückwärtig abschließt. Eine abgebildete Hopfendolde neben der Jahreszahl 1572 auf dem Türbogen lässt vermuten, dass auch damals schon eine Brauerei zum Haus gehörte (möglicherweise im offenen

Erdgeschoss untergebracht). Damit war wohl auch ein Schankrecht verbunden, d. h. spätestens ab 1572 diente das Haus als Wirtshaus, möglicherweise aber auch schon 1518 zur Bauzeit. Denn immerhin hebt es sich mit seiner zweistöckigen, repräsentativen Bauweise und der großen Stube im Obergeschoss ab von der in der Gegend üblichen eingeschossigen, bäuerlichen Bauweise.


Beschreibung

Rettung in letzter Minute

Die Baumaschinen standen schon bereit, als das Fränkische Freilandmuseum 1985 viel zu spät auf das bedeutende Baudenkmal aufmerksam gemacht wurde. Unter großem Zeitdruck galt es, möglichst viel an originaler Substanz zu bergen. Dazu wurden die Fachwerkwände des Obergeschosses alle verschalt und unzerlegt ins Museum transportiert – ohne eine genauere Befunduntersuchung vor Ort. Doch so viel ließ sich zweifelsfrei erkennen: hinter dem beim Abbau äußerlich völlig verputzten Bau waren noch wesentliche Teile eines stockwerksweise abgezimmerten, spätmittelalterlichen Fachwerkbaus erhalten, u. a. eine Bohlenstube im Obergeschoss und im kantigen Kerbschnitt verzierte Kopfbüge (Knaggen) für Vorkragungen sowie ein steinerner Türbogen von 1572.

 

Wirtshaus mit langer Tradition

Bis kurz vor seinem geplanten Abbruch diente das Gebäude noch als Wirtshaus. Ein richtiger »Wirtshausname« mit Schild hatte sich aber nicht überliefert, in Mühlhausen ging man einfach zum »Schmidt«, ins Gasthaus Schmidt, wie es außen bis um 1970 auch groß angeschrieben war, oder zum »Törnla« (= Türmlein, offenbar wegen eines einst in der Nähe stehenden Turms der Kirchhofbefestigung), wie der Hausname des Anwesens lautete. Daraus könnte man voreilig schließen, dass es sich um kein altes Gasthaus handeln kann – doch die schriftliche Überlieferung zeigt ein anderes Bild. Danach lassen sich auf dem Haus bis ins 17. Jahrhundert zurück Gastwirte und Brauer belegen.

 

Im Museum

Der Wiederaufbau im Museum zeigt keinen einheitlichen Zeithorizont. Eine vollständige Rekonstruktion des spätmittelalterlichen Zustandes musste unterbleiben, schon weil es als Wirtshaus in der Baugruppe West dienen sollte. Das Haus entstand wieder so, wie es seit seinem Umbau 1730 aussah, mit barockem Vollwalmdach, gemauertem, vergrößertem Erdgeschoss und schlichtem Fachwerk auf der Straßenseite. Das Erdgeschoss, von dessen originaler Substanz aus der Bauzeit – damals gab es hier keine Wohnräume – nur wenig erhalten ist, wird wieder als Gastwirtschaft genutzt. Dagegen konnte die seitliche, erst durch einen Um- bzw. Anbau des 18. Jahrhunderts entstandene Gaststube mit ihren halbhoch getäfelten Wänden, mit der umlaufenden Bank und dem eingestellten Kabinett mit Ziergitter, wie sie bis zu einem Umbau um 1960 bestanden hatte, nach den Angaben der letzten Besitzer rekonstruiert werden.

 

Mittelalterliches Obergeschoss

Im Obergeschoss wurde der bauzeitliche Zustand des frühen 16. Jahrhunderts weitestgehend belassen oder wieder »freigelegt«. Nur die jetzt auf den Dorfplatz zeigende Fachwerkwand hat das Aussehen der Zeit um 1730, mit regelmäßigem Fachwerk und Andreaskreuzen unter den Fenstern. Drei bemerkenswerte bauliche Eigenheiten haben sich in der Oberen Stube, die ursprünglich die Wohn- und Gaststube gewesen sein dürfte, selten gut erhalten: erstens die überraschend großen Fenster an der Südseite, die in hervorragenden sog. Fensterbändern sitzen, wobei die Fenstergewände in Holz tief und leicht gekehlt sind und an steinerne Fensterlaibungen der Spätgotik erinnern; zweitens die auf die Bohlenwände aufgenagelte Leistengliederung, die eine Art Täfelung in Feldern vortäuscht und so schon zur Bauzeit aufgebracht wurde; und drittens das aus der Bauzeit erhaltene ummauerte Ofenloch, das mit einer eigenen Konstruktion in die Bohlenwand eingefügt ist.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The Gasthaus (inn) from Mühlhausen near Erlangen dates from 1518 and was remodelled during the 18th century. The two-storey building is partly solid stone and partly timberframe and still shows some medieval features in ist jettied floors and beamed attic room. In line with its original purpose, the building is now home to the 'Wirtshaus am Kommunbrauhaus'.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja
  • Eingangsbreite: 139 cm
  • Eingangsschwelle: 2 cm
  • Gaststube EG: Türbreite: 89 cm, Schwelle 3 cm
  • Vom frei zugänglichen Biergarten kann das Gasthaus vollkommen schwellenfrei erreicht werden.
  • Barrierefreie Toiletten vorhanden
Fotoaufnahme des Haupteingangs vom Gasthaus aus Mühlhausen bzw. vom Wirtshaus am Kommunbrauhaus am aktuellen Standort. Die zweiflügelige Holztür ist nach innen geöffnet, darüber steht „JS 72“. Der Boden vor dem Gebäude ist gepflastert.

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