Zum Hauptinhalt springen

Göpelanbau aus Ergersheim

Mainfranken - Frankenhöhe

Der an die Schafscheuer angefügte Göpelanbau aus Ergersheim stammt von 1892. Der Göpel ist eine Art Rossmühle, bei der Tierkraft Dresch- und Futtermaschinen antreibt. Göpelanbauten waren seit etwa 1860 eine der häufigsten Baumaßnahmen auf den Dörfern.


Eckdaten

Hausnummer:34
Ursprung:Markt Weiltingen, Landkreis Ansbach
Bauepoche:1755 (Jahrringdatierung)
Ausstellung:wie vorgefunden
Konstruktionsmethode:eingeschossiger Fachwerkbau, Außenwände z. T. massiv erneuert, Satteldach mit Biberschwanz-Einfachdeckung
Abbau:1982
Aufbau:1983-1984
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
Steckbrief herunterladen (PDF)

Besonderheiten

Göpel und Dreschmaschine

Technische Hilfsmittel hat es in der Landwirtschaft schon immer gegeben. Doch alle verwendeten Geräte waren auf den Einsatz der Muskelkraft von Mensch oder Tier angewiesen, Wind- und Wasserkraft wurde nur sehr eingeschränkt genutzt, kaum jedenfalls auf dem Bauernhof. Auch die ersten Maschinen mit mechanisch beweglichen Teilen, wie etwa die sog. Putzmühle (Kornfege zur Getreidereinigung), die ab 1700 in Franken Einzug auf dem Bauernhof hielt, mussten noch mit Hand angetrieben werden, ebenso wie die schon ab dem Ende des Mittelalters benutzten Halmbänke. Immerhin war damit eine Erleichterung der Handarbeit beim Futterschneiden und beim Getreideputzen vorhanden.

 

Für den viel arbeitsaufwändigeren Vorgang des Dreschens bemühte man sich zwar schon lange vor 1800 Maschinen zu erfinden, doch konnte sich keine wirklich durchsetzen. Das änderte sich erst, als mit der Dampfmaschine eine neue Energiequelle zur Verfügung stand; damit konnten auch Dreschmaschinen angetrieben werden, die im frühen 19. Jahrhundert zunächst in England und Amerika erfunden wurden. Da sich aber kaum ein Bauer einen eigenen »Dampfer« leisten konnte, verfiel man auf das uralte Prinzip des Tiergöpels (in der Art einer Rossmühle), der etwa ab 1850 in Franken für das Dreschen und Futterschneiden zum Einsatz kam, in Konkurrenz zu den Lokomobilen. Im 20. Jahrhundert hielten schließlich Diesel- und Elektromotoren Einzug auf den Bauernhöfen und lösten Göpel und Dampfmaschine ab.


Beschreibung

An Scheune angelehnt

Der Göpelanbau aus Ergersheim erinnerte am alten Standort auf den ersten Blick an den mehrseitig gebrochenen Chor eines gotischen Sakralgebäudes. Ein zweiter Blick auf die modernen Betonsteinwände ließ freilich gleich wieder Zweifel aufkommen. Streng genommen handelt es sich nicht um ein selbstständiges Gebäude, sondern um einen nachträglichen Anbau oder vielmehr querflügelartigen »Ausbau« an einer Scheune, so dass auch nur drei bzw. fünf Außenwände vorhanden sind. Die abschließende Wand wurde vor Ort von der Hofscheune gebildet– im Museum übernimmt dies die Schafscheuer aus Weiltingen (Nr. 34).

 

»Rundlauf« für Tiere

Göpelanbauten, auch als »Umried« bezeichnet (vom kreisförmigen Herumtreiben der Pferde um den Göpel), waren seit etwa 1860 eine der häufigsten Baumaßnahmen auf den Dörfern. Siebildeten zumeist, so wie hier, einen rückseitigen Ausbau an der Scheune, gelegentlich wurden sie auch gleich mit in den Scheunenbau integriert (vgl. Nr. 3). Da ein großer, stützenfreier Raum zum Herumtreiben von Pferden, Ochsen oder Kühen nötig war, griff man auf das schon im späten Mittelalter bekannte Konstruktionsprinzip eines Hänge-Sprengwerks zurück, beidem geschraubte Eisenverbindungen

angewandt werden.

 

Im Museum

An historischer Bausubstanz hat sich beim Göpelanbau aus Ergersheim in erster Linie das Dachwerk erhalten, die einstigen Fachwerkwände, die durch Betonsteine ersetzt worden waren, wurden dagegen im Museum nach Befund rekonstruiert. Vom Göpelwerk selbst fand sich nichts mehr. Stattdessen konnte im Museum ein passender, hölzerner Pferdegöpel mit zusätzlichem Getriebe aus Pinzberg (Lkr. Forchheim) funktionsfähig eingebaut werden, der dem Museum als Dauerleihgabe vom Pfalzmuseum in Forchheim überlassen wurde und nun im engen inhaltlichen Zusammenhang mit der Ausstellung in der Weiltinger Schafscheune zu sehen ist.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The Göpelanbau (horse mill annexe) from Ergersheim was added by the museum and originates from 1892. In this horse mill ('Göpel' in German), horses were used to power the threshing and feeding equipment. Horse mills became a popular feature in villages from 1860 onwards (see also No. 28).


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja

Zurück