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Häckerhaus aus Ergersheim

Mainfranken - Frankenhöhe

Das Häckerhaus aus Ergersheim wurde 1706 erbaut. »Häcker« waren Kleinbauern, die neben der Landwirtschaft mein Handwerk betrieben. In diesem mehrfach veränderten Haus wohnten vorwiegend Maurer. Trotz der bescheidenen Wohnverhältnisse sind beide Stuben mit Stuckdecken versehen reich bemalt.


Eckdaten

Hausnummer:12
Ursprung:Ergersheim, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim
Bauepoche:1706 (Jahrringdatierung, archivalischer Hinweis), Umbau um 1830
Ausstellung:um 1850
Konstruktionsmethode:eingeschossiger Fachwerkbau, Außenwände im Erdgeschoss nachträglich erneuert, Satteldach mit Biberschwanz-Einfachdeckung
Abbau:1981
Aufbau:1981-1982
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Stuckdecken im Kleinbauernhaus?

Die qualitätvolle Innengestaltung mit einfachen, aber sorgfältig gearbeiteten Stuckdecken und Bemalungen mit dunkelrot bzw. hellmarmorierten Feldern überrascht in einem Häckerhaus, zu dem damals kein Stück Acker und Wiesenland gehörte. Möglicherweise zeichneten auch hierfür die Bewohner selbst verantwortlich, vielleicht waren sie damals als Maurer bei ihren Grundherren, den Freiherrn von Seckendorff in Oberzenn beschäftigt und konnten so daheim handwerkliche Fertigkeiten ausprobieren, die sie für ihre Herrschaft benötigten? Die Stuckdecke des Erdgeschosses war schon vor der erwähnten Umgestaltung des Hauses vorhanden, dürfte also vielleicht noch auf das 18. Jahrhundert oder gar die Bauzeit zurückgehen. Das obere Giebelstübchen scheint aber erst beim Umbau entstanden zu sein, damals wurden auch die zwei gekoppelten Fenster im Sandsteinrahmen ins Fachwerk eingepasst.


Beschreibung

Ein Haus »kleiner Leute«

Neben einigen großen und einst wohl auch wohlhabenden Höfen herrschen in Ergersheim bis heute die kleinen Häuser vor, oft so dicht gedrängt, wie es die Baugruppe West im Museum zeigt. Eines dieser kleinen Häuser ließ im Jahr 1707 der Häcker Hans Wittmann errichten. Zum Anwesen mit der Hausnummer 89 gehörte so gut wie kein Grund, soweit sich das aus den vorliegenden Archivalien des 18./19. Jahrhunderts ergibt, es bestanden lediglich Anteile an den Gemeindebesitzungen wie Hutung und Wald. Im Haus haben nachweislich vorwiegend Bauhandwerker gewohnt. Erst mit dem Besitzerwechsel 1852 geht eine wesentliche Aufstockung des Grundbesitzes einher, so dass man jetzt von einem Kleinbauernhof sprechen kann. Das Anwesen verfügte ursprünglich über alle nötigen Ökonomiegebäude (Scheune, Viehstall, Schweinestall, Remise), doch blieb die Landwirtschaft immer nur Nebenerwerb.

 

Erweiterung der Stube – um 80 Zentimeter!

Um 1830 fanden am Haus umfangreiche Umbaumaßnahmen statt: Zum einen erhielt der ursprünglich reine Fachwerkbau massive Wände im Erdgeschoss, zum anderen wurde das gesamte Gebäude zur Straße hin verlängert – um etwa 80 cm! Der immense Aufwand wegen 80 cm überrascht, doch muss man bedenken: Die Stube maß nur ca. 14 m². Zwar waren es nach dem Umbau auch nur gut 16 m², aber vielleicht war die Zahl der Familienmitglieder so groß, dass man für jeden gewonnenen Quadratmeter dankbar war. Ein Neubau wird sich aus finanziellen Gründen verboten haben und mehr als 80 cm Verlängerung erlaubte der zum Haus gehörige Grund nicht. Außerdem konnten die meisten Arbeiten selbst verrichtet werden: es sind vorwiegend Maurerarbeiten gewesen, wie Bruchsteinwände errichten, Lehm und Bruchsteinausfachungen erstellen – der Fachwerkgiebel blieb der alte, er wurde wiederverwendet.

 

Veränderungen und Verfall

Um 1900 erhielt die obere Stube eine Schablonenausmalung, um 1930 wurde unten ein Teil der Stubenwand neu mit Backsteinen aufgeführt und ein drittes großes Fenster am Giebel für das »Kabinettla« eingebrochen (das alte kleine dafür zugemauert). Die Küchenwände hatte man z. T. entfernt, den offenen Schlot durch einen engen Kamin (von 1865) ersetzt. Bewohnt wurde das Häuschen seit 1974 nicht mehr, der fortschreitende Verfall führte schließlich zu solchen Schäden am Haus, dass eine Instandsetzung bereits sinnlos erschien und von der einstigen gediegenen Innengestaltung kaum etwas zu erahnen war – bis zum Wiederaufbau im Museum.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The Häckerhaus from Ergersheim (near Bad Windsheim) was erected in 1706 and altered several times. 'Häcker' is yet another regional word for a smallholder who also carries out trade. In this building lived mainly bricklayers. It is a simple home, yet the rooms have elaborate stucco ceilings and the walls are painted with colourful murals from different periods.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3
  • Schwellen: Haupteingang: 3 Steinstufen zu je 16 cm, Hintereingang: 1 Steinstufe zu 22 cm
  • Breite der Eingänge: Haupteingang: 98 cm, Hintereingang: 72 cm
  • Boden: Steinfliesen (Diele) Holzboden (Stube/ Kabinettla/ Schlafzimmer/ Vorrat)
  • Zugang über Gartentor mit 121 cm Breite
  • Zugang über Gartentor führt zu Weg aus Steinplatten mit 1 Steinstufe von 13 cm
3 Stufen vor niedriger Haustüre
Hohe Schwelle in gemauerter Türöffnung

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