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Schäferei aus Hambühl

Mainfranken - Frankenhöhe

Die Schäferei aus Hambühl wie die meisten Gebäude ihrer Art am Dorfrand. 1744 erbaut, diente sie als Schäfer- und Hirtenwohnung und später als Armenhaus. Der Schafstall im rückwärtigen Teil des Hauses wird wie früher genutzt und beherbergt etwa 50 Schafe.


Eckdaten

Hausnummer:8
Ursprung:Hambühl, Gemeinde Baudenbach, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim
Bauepoche:1744 (Inschrift)
Ausstellung:weitgehend wie vorgefunden
Konstruktionsmethode:eingeschossiger Fachwerkbau, Vollwalmdach mit Biberschwanz-Einfachdeckung
Abbau:1979
Aufbau:1979-1981
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Hirten, Schäfer und arme Leute

Über 200 Jahre hatte die »Schäferei« in Hambühl vorwiegend armen Leuten als Unterkunft gedient. Auch Hirten und Schäfer, die zur unteren Schicht im Dorf gehörten, standen außerhalb der eigentlichen Dorfgemeinschaft, waren ohne eigenen Haus- und Grundbesitz und daher ohne Gemeinderechte. Ihr Haus wurde für sie von der Gemeinde gebaut, in deren Dienst sie standen, meist nur für wenige Jahre. Von ihrer Umsicht und ihrer Geschicklichkeit hing jedoch viel ab, das ihnen anvertraute Vieh stellte ja einen beträchtlichen Teil des Vermögens der Dorfbewohner dar. Aber nicht nur als Hüter der Tiere hatten sie eine besondere Bedeutung für das Dorf, sondern auch als Tierheilkundige, deren Kenntnisse von einer Schäfergeneration auf die andere überliefert wurden.

Daneben hatten Hirten und Schäfer häufig die Verwertung und Entsorgung von Tierkadavern in einem Ort zu besorgen. Diese Nebentätigkeit brachte sie in Verruf, galt doch das Gewerbe des Abdeckers bzw. Schinders als »unehrlich«, also als ehrlos, so dass Hirten- und Schäferkindern bis ins 19. Jahrhundert hinein das Erlernen eines »ehrbaren« Handwerks verwehrt blieb. Nicht zuletzt aufgrund dieser sozialen Stigmatisierung bildeten Schäfer und Hirten gleichsam eine in sich geschlossene, relativ mobile Bevölkerungsschicht, deren Mitglieder meist untereinander heirateten. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gab es im westlichen Mittelfranken regelrechte »Schäferfamilien« mit großem Zusammengehörigkeitsgefühl. Ihre einstige Außenseiterposition haben sie allerdings schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts verloren, es finden sich viele Beispiele von reich gewordenen und geachteten Schäfern.


Beschreibung

Haus mit vielfältiger Nutzung

Die Bezeichnung »Schäferei« richtet sich nach der in Hambühl zuletzt üblichen Benennung, wird dem Gebäude und seiner Geschichte aber eigentlich nicht gerecht. Erbaut wurde es ursprünglich als Hirtenhaus mit Schafscheuer, diente in den fast 240 Jahren am ursprünglichen Standort als Hirten- und Schäferwohnung, Viehstall, Krankenstube, Herberge für durchreisende arme Leute, Nachtwächterunterkunft, Leichenbeschauraum, Armenhaus, ja auch Amtshaus – zu jeweils verschiedenen Zeiten und in wechselnder Zusammensetzung. Dieser häufige Wechsel lag nicht zuletzt daran, dass das Gebäude nicht Privatbesitz war, sondern zu allen Zeiten der Gemeinde gehörte und daher stets für die aktuellen Belange und Bedürfnisse der Allgemeinheit genutzt wurde.

Erbaut 1744

Im Jahr 1743 erteilte die Gemeinde Hambühl dem Zimmermeister Johann Bareiß aus dem Nachbardorf Stübach den Auftrag, ein hirten hauß Inclussive einer schaffscheuer zu bauen. Der Bau Acordt (Bauvertrag) zwischen Gemeinde und Zimmermeister hat sich glücklicherweise bis heute im Gemeindearchiv erhalten. Detailliert wird darin festgehalten, dass im vorderen Teil zwei in sich völlig abgeschlossene Wohnungen – sogar mit separaten Eingängen – zu bauen seien. Im darauffolgenden Jahr war das Hirtenhaus fertiggestellt, wie die Jahreszahl über der rechten Wohnungstür anzeigt. Die Ausführung stimmt mit dem Bauakkord vollkommen überein, lediglich die Schafscheuer fiel ein paar Meter länger aus, um ausreichend Platz für die ca. 150 Tiere der Gemeindemitglieder zu haben.

Ein Haus für Hirten

Auffallender Weise kommt im Bauakkord noch nicht der Begriff des Schäfers vor, vielmehr wird nur von den Hirten gesprochen. Gemeint waren, wie aus anderen Unterlagen hervorgeht, der Rinder-, Schweine- und Schafhirte (Großhirte) zum einen und der Ochsen- und/oder Gänsehirt (Kleinhirte) zum anderen. 1747 wurde die bisher gemeinsame Rinder- und Schafhut aufgeteilt. Wohl seit dieser Zeit wohnte der Schäfer in der kleineren linken Wohnung, dem Viehhirten dagegen stand als sozial besser gestelltem Hirten die geräumigere rechte Wohnung zu. Er hatte außerdem das alleinige Nutzungsrecht am kleinen innenliegenden Stall sowie am angebauten Schweinestall (Nr. 9). Die Einführung der ganzjährigen Stallfütterung machte dann ab den 1860er Jahren einen Kuhhirten überflüssig und auch der Schäfer hatte fortan für seine Unterkunft selbst zu sorgen – das Hirtenhaus war somit kein Hirtenhaus mehr.

Armenhaus

Wie auch andernorts, war in Hambühl das Hirtenhausschon immer dazu bestimmt, durchreisende Bettler und andere arme Leute vorübergehend zu beherbergen. Nachdem das Haus dann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts seine ursprüngliche Funktion eingebüßt hatte, diente das Haus ausschließlich sozialen Zwecken: in die linke Schäferwohnung wurden zwei Armenwohnungen mit einer Gemeinschaftsküche eingebaut, die rechte Hirtenwohnung diente fortan minderbemittelten Gemeindebediensteten als Dienstwohnung. Zwischen 1893 und 1926 waren noch einmal Schäfer im Gemeindehaus, diesmal in der rechten, der alten Hirtenwohnung, die linke Hälfte blieb weiterhin den Armen vorbehalten. 1926 ging man in Hambühl zur Pachtschäferei über, der letzte Gemeindeschäfer zog aus. Nachdem 1960 dann auch die Pachtschäferei eingestellt wurde, verlor auch die Schafscheuer ihre Bestimmung.

Im Museum

Maßgeblich für den Wiederaufbau im Museum war nicht der Erstzustand von 1744, sondern der Bauzustand des frühen 20. Jahrhunderts, wie er sich bis zum Abbau 1979 weitestgehend erhalten hatte.Die rechte Wohnung präsentiert sich heute als Schäferwohnung, zum Teil sogar mit der originalen Einrichtung des letzten Gemeindeschäfers. In der linken Wohnung wurde wieder eine vordere Armenstube mit Hilfe von Vergleichsbeispielen eingerichtet, die ursprüngliche hintere Armenstube dagegen dient heute als Informationsraum, in dem eine kleine, inklusive Dauerausstellung das Thema »Schäfer und Schafe« mit allen Sinnen erfahrbar macht. Von dort lässt sich auch ein Blick werfen in die angrenzende Schafscheuer und ihre Bewohner: seit dem Wiederaufbau der Schäferei beherbergt die Scheuer eine kleine Schafherde – und erfüllt damit auch im Museum seinen ursprünglichen Zweck.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Events

  • Mi, 1 Mai 2024 | 11:00 - 15:00 Uhr
  • Öffentliche Mitmachstation
  • Mainfranken - Frankenhöhe
  • Schäferei aus Hambühl

Leichte Sprache

Zusammengefasst in leichter Sprache

Die Gemeinde-Schäferei

Das war ein Haus für Hirten, Schäfer,
für arme Leute und für viele Schafe.
Das Schäfer-Haus steht in der „Bau-Gruppe West“.
Es ist im Jahr 1744 gebaut worden.
Es ist ein Fachwerk-Haus
mit einer Regen-Rinne aus Holz.
Fachwerk nennt man die Bauweise mit Holz-Balken,
die man an der Außenwand sieht.
Das Haus hat 2 Eingangstüren und 2 kleine Wohnungen.
Jede Wohnung hat eine Wohn-Stube,
einen Schlafplatz und eine kleine Küche.
Innen ist das Haus eingerichtet wie vor 100 Jahren.
Im hinteren Teil vom Haus ist ein großer Schaf-Stall.
Dort sind auch heutzutage noch die Schafe.
Die Gemeinde Hambühl baute das Haus
vor etwa 300 Jahren für ihre beiden Hirten.
Die Hirten waren von der Gemeinde angestellt.
Sie passten auf die Tiere der Bauern auf:
Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe und auch Gänse.
Sie führten die Tiere auf die Weide-Plätze
von der Gemeinde.
Das änderte sich etwa um das Jahr 1860.
Ab dann ließen die Bauern
ihre Rinder und Schweine im Stall.
Das ganze Jahr über.
Deshalb brauchten die Bauern nur noch einen Schäfer.
Er bekam nur wenig Lohn.
Aber er musste für die Wohnung keine Miete zahlen.
Und die Bauern gaben ihm auch Lebensmittel.


Summary (English)

The first building on the edge of the village is the Schäferei (shepherd's house) from Hambühl near Neustadt an der Aisch. Built in 1744, it originally served as accommodation for shepherds and later as a poorhouse. The sheep stable at the back of the building is being used according to its original purpose and houses 50 sheep.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja

Schwellen Eingang linke Wohnung: 3 cm (Rampe vorhanden)

Schwelle Eingang rechte Wohnung: 5 cm (Rampe vorhanden)

Breite Eingang linke Wohnung: 83 cm

Breite Eingang rechte Wohnung: 91 cm

Schwellen innen: Stube 10 cm, Kammer linke Wohnung 8 cm (Rampe vorhanden); andere Räume ohne Schwelle

Breite Türen innen:

  • Stube links 84 cm, Küche links 84 cm, Kammer links 82 cm
  • Stube rechts 83 cm, Stubenkammer rechts 81 cm, Küche rechts 82 cm

Boden außen: flache Steinplatten

Boden innen: Holzboden (Stube links/ Stube rechts/Stubenkammer rechts), Steinpflaster (Küchen, Diele links), Steinplatten (Diele rechts)

Fotoaufnahme der Schwelle am linken Eingang der Schäferei aus Hambühl am aktuellen Standort. Vor der Schwelle liegt eine Rampe aus Holz, links und rechts davon wächst Gras. Der Boden im Inneren ist gepflastert.
Fotoaufnahme der Schwelle am rechten Eingang der Schäferei aus Hambühl am aktuellen Standort. Vor der Schwelle liegt eine Rampe aus Holz, links und rechts davon wächst Gras. Der Boden im Inneren ist mit Steinplatten gepflastert.
Fotoaufnahme der Schwelle im linken Innenbereich der Schäferei aus Hambühl am aktuellen Standort.  Vor der Schwelle liegt eine Rampe aus Holz. Der Boden des nachfolgenden Raums ist mit Steinpflaster gepflastert.

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