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Schulhaus aus Pfaffenhofen

Mainfranken - Frankenhöhe

Das Schulhaus aus Pfaffenhofen wurde 1801 erbaut und 1879-81 aufgestockt. Das Erdgeschoss beherbergt die Lehrerwohnung, im Fachwerk-Obergeschoss befindet sich das Klassenzimmer. Die Existenz der Schule war wegen der geringen Einwohnerzahlen stets bedroht, 1939 wurde sie geschlossen. Einer der hier tätigen Lehrer war Johann Witzgall, der zahlreiche bedeutende Schriften zur Bienenzucht verfasste.


Eckdaten

Hausnummer:30
Ursprung:Pfaffenhofen, Stadt Burgbernheim, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim
Bauepoche:1801 (Inschrift), Erweiterung 1835 (Jahrringdatierung), Aufstockung 1879-1881 (archivalische Information)
Ausstellung:um 1935 (Erdgeschoss um 1900)
Konstruktionsmethode:zweigeschossiger Bau mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschoss, Satteldach mit Biberschwanz-Doppeldeckung
Abbau:2004-2005
Aufbau:2009-2010
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Der Lehrer als Landwirt

Um ihr karges Gehalt aufzubessern, waren Dorflehrer lange darauf angewiesen, nebenbei eine kleine Ökonomie zu betreiben. Das Schulhaus in Pfaffenhofen verfügte bis 1835 über zwei kleine Ställe mit steinernem Trog. Beim Umbau verkleinerte sich die Stallgröße zu Gunsten der Wohnstube und im Zuge der Aufstockung 1879/81 wurden die Ställe für Ziegen, Schweine und Hühner komplett aus dem Haus verlegt. Doch waren die Lehrer in Pfaffenhofen nachweislich bis 1916 als Nebenerwerbslandwirte tätig.


Beschreibung

Eine fränkische Dorfschule

Das Schulhaus aus Pfaffenhofen ist ein sehr typisches Beispiel für eine fränkische Dorfschule des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts: zweigeschossig, mit der Lehrerwohnung im Erdgeschoss und dem großen hellen Klassenzimmer im Obergeschoss. Pfaffenhofen kann auf eine lange Schultradition zurückblicken, eine Schule wird bereits 1596 erwähnt. Dabei ist verwunderlich, dass dieses kleine, nur rund 15 Haushalte bzw. Anwesen, also etwa 50–70 Personen zählende Dorf überhaupt eine eigene Schule besaß. Jedenfalls ist es bei der geringen Einwohnerzahl kaum verwunderlich, dass die Schule immer wieder um ihre Existenz kämpfen musste und es dem Lehrer, der ja von der Gemeinde bezahlt wurde, wirtschaftlich meist eher schlecht ging. So heißt es von dem Lehrer Johann Gottlieb Nudinger 1799 wörtlich: „[L]ebt in außerordentlicher Armut.“

 

Bau in drei Etappen

Der jetzige Bau stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde weitestgehend in drei Etappen errichtet: 1801 entstand ein eingeschossiger Massivbau, in dem sich offenkundig noch ältere Wandteile aus dem späten 18. Jahrhundert finden (z. T. Sandsteinquader, z. T. Bruchsteinmauer). Eine räumliche Trennung zwischen Wohnen und Unterrichten existierte damals noch nicht, die Schulstube war lediglich durch einen Bretterverschlag vom Wohnzimmer des Lehrers abgeteilt. Dieser Missstand wurde erkannt und 1835 behoben. Bei einem durchgreifenden Umbau wurde das Klassenzimmer vergrößert, während das Wohnzimmer auf die+ andere Seite des Flures wanderte. Gleichzeitig bekam das Gebäude ein neues Dach. Von 1879 bis 1881 erfolgte schließlich die Aufstockung um ein verputztes Fachwerkobergeschoss unter teilweiser Wiederverwendung des Daches.

 

Das Ende

Das »Aus« für eine eigene Schule in Pfaffenhofen kam schließlich 1939, also noch vor der generellen Abschaffung der ein- und zweiklassigen Volksschulen in Bayern in den 1960er Jahren. Danach wurde die Schule, ohne große bauliche Veränderungen, als Wohnung vermietet, in der Nachkriegszeit vor allem an Vertriebene; die letzten Jahre stand das einstige Schulhaus funktionslos am Eingang zum Kirchhof von Pfaffenhofen, ehe es das Fränkische Freilandmuseum übernehmen konnte.

 

Eine Schule fürs Museum

Das Schulhaus aus Pfaffenhofen repräsentiert im Museum das einklassige Dorfschulhaus, wie es früher fast in jedem Dorf vorhanden war. Die Translozierung erfolgte in ganzen Wandteilen, wodurch sich die historischen Farbfassungen mit teils recht kräftigen Muster im Innern erhalten haben. Das Klassenzimmer im Obergeschoss orientiert sich an der Zeit um 1935, die Einrichtung wurde nach Befragung von Zeitzeugen ergänzt. Die Lehrerwohnung im Erdgeschoss dagegen zeigt den Zustand zur Zeit des Lehrers Johann Witzgall (1848–1932), der von 1894 bis 1916 in Pfaffenhofen als Lehrer tätig war. Er galt in der Zeit um 1900 als bayerischer »Bienenpapst« oder fränkischer »Weiselkönig«. Von ihm stammen bis heute gültige Lehrbücher zur Bienenkunde und Bienenbewirtschaftung, die er hauptsächlich in Pfaffenhofen verfasste.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The Schulhaus (school building) from Pfaffenhofen near Burgbernheim is a good example of a typical Franconian village school with one or two classrooms for all age groups, as was still common in rural areas until the mid 20th century. Built as a single-storey building in 1801, the upper floor and a new roof were added in 1879-81. The ground floor with solid walls holds the teacher's accommodation, the classroom is on the tall half-timbered upper floor. Due to the small population of the village, the school's existence was always under threat, and it finally closed in 1939. The ground floor now contains information about schooling in rural Franconia in general, and in particular about the schoolteacher Johann Witzgall, who taught at the school from 1894 to 1916, and wrote numerous books and papers about beekeeping, which led to him becoming widely known as the 'Bavarian Bee Tsar'.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja
  • Eingangsbreite: 103 cm
  • Eingangsschwelle: 15 cm (Rampe vorhanden)
  • Erdgeschoss zugänglich
  • Obergeschoss mit Klassenzimmer leider nur über eine 18 stufige Holztreppe erreichbar
  • Schwellen innen: Schlafkammer: 9 cm, Stube: 9 cm, Stube-Küche: 3 cm, Küche: 10 cm
  • Breite Türen innen: Schlafzimmer: 82 cm, Stube: 85 cm, Stube-Küche: 82 cm, Küche: 76 cm 
  • Boden innen: EG: Holzboden (Stube/ Schlafzimmer/ Küche), Fliesen (Diele), Steinplatten (Diele)
Fotoaufnahme des Eingangs vom Schulhaus aus Pfaffenhofen am aktuellen Standort. Vor der Türschwelle liegt eine Rampe aus Holz. Der Boden im Inneren ist gefliest. Neben der Tür blühen Wildblumen.
Fotoaufnahme des Bodens im Schulhaus aus Pfaffenhofen am aktuellen Standort. Die quadratischen Fliesen bilden ein Muster. Rechts im Bild befindet sich eine Holztreppe, die ins Obergeschoss führt. Die Tür neben der Treppe ist geschlossen.

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