"Lieschen mit seinen neuen Kleidern und Hüten"
Beim Abbau unserer Häuser kommen auf den Dachböden mitunter stark verunreinigte und oft zerfetzte Papiere zum Vorschein, die dort über Generationen entsorgt wurden und wegen des Pilzbefalls auch kein Ausstellungsstück werden können.
Ein solcher Fund ist auch dieser Karton, der ein Spiel mit einer Ankleidepuppe und elf Ausstattungsteilen von etwa 1930 enthält. Damals erschwingliche Massenware, ist es heute ein seltenes Zeitzeugnis. Dem Spielprinzip nach könnte man es auch salopp als Vorläufer der „Barbie“-Puppe bezeichnen.
Hersteller der Ankleidepuppe ist der einst weltberühmte Nürnberger Spieleverlag J. W. Spear & Söhne. Die Spear-Spiele waren über 100 Jahre lang international erhältlich – von der Firmengründung 1879 in Fürth bis zum Verkauf der Firma 1994. Das jüdische Familien-unternehmen stellte eine breite Palette an Spielen her wie z. B. Scrabble. In der NS-Zeit wurde das Unternehmen enteignet, das wertvolle Firmenarchiv konnte jedoch nach England gerettet werden. 2017 übergaben es die Erben als großzügiges Geschenk an die Stadt Nürnberg.
Ankleidepuppe auf Karton. Archiv des Fränkischen Freilandmuseums, Inv.nr. FFM 23156 (A).