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Farbe am und im historischen Haus

Walzen, Pinsel und Pigmente

Auf Fachwerk und Putz, auf Stubenwänden, auf Möbeln und anderen Gegenständen – Farbe und Dekor sind aus der historischen bäuerlichen Bau- und Wohnkultur nicht wegzudenken. Auch im Fränkischen Freilandmuseum spielen sie eine zentrale Rolle sowohl in der Dokumentation als auch in der praktischen Anwendung. Mit dem Farbe befassen sich aktuell mehrere Projekte:

Sonderausstellung: Polychrom – Farbe am historischen Haus

Woraus wird Fachwerkfarbe hergestellt, und welche Farben gab und gibt es? Hat man wirklich Ochsenblut verwendet? Wie kann man Putzoberflächen gestalten? Wie setzt sich eine Schablonenmalerei zusammen und wie funktioniert eine Musterwalze? Wann hat man eigentlich angefangen zu tapezieren? Und wie finden Restaurator*innen und Bauforscher*innen heraus, wie Häuser früher innen und außen ausgesehen haben?

Diese und weitere Fragen beantwortet die Sonderausstellung „Polychrom“ – sie fasst zusammen, was das Freilandmuseum und andere alte Häuser bunt macht. Doch nicht nur die Gestaltungsformen und -techniken selbst, auch ihre Erschaffer kommen nicht zu kurz: Das historische Malerhandwerk und seine wichtigsten Werkzeuge und Hilfsmittel werden vorgestellt.

Wer die Ausstellung gesehen hat, geht mit offeneren Augen nicht nur durchs Museumsgelände. Sie wurde vom 22. Oktober 2022 bis 13. August 2023 gezeigt.

Dauerausstellung im Weinbauernhaus aus Retzstadt

Auch wenn sein Fachwerk außen vornehm grau gefasst ist und nur die Fensterrahmen und -läden, die Inschriften sowie die Gefachränder rote Akzente setzen, so ist das 1668 erbaute Weinbauernhaus aus Retzstadt (Lkr. Main-Spessart) dennoch eines der prächtigsten und farbenfrohsten Gebäude im Freilandmuseum. Innen weist es eine beeindruckende Vielzahl an nachweisbaren und weitgehend rekonstruierbaren Fassungen auf: Fachwerkfarbe, bunte Vertäfelungen, Schablonenmuster (darunter sehr frühe Beispiele), Walzendekore – und zuletzt sogar Wandmalereien von Kindern, die das leere Haus am alten Standort noch als Spielplatz genutzt haben.

Ein hervorragender Ort also, um hier in einer neuen Dauerausstellung über Farbe im historischen Haus zu informieren. Das zweigeschossige Haus bietet genug Räume, um die wichtigsten Techniken der Wandgestaltung zeigen zu können – stets nahe an den sichtbaren Befunden. Die Ausstellung kann ab Saisonbeginn 2024 besucht werden.

Buchprojekt: Alles rund um die Musterwalze

Das Thema Musterwalzen ist nun schon seit vier Jahren ein Dauerbrenner im Freilandmuseum. 2018 konnten wir die über 3000 Objekte umfassende Musterwalzen-Sammlung von Dietmar Romig (Scheßlitz) übernehmen, ergänzt um den Bestand des ehemaligen Malerbetriebs Josef Stich in Unterasbach und natürlich unseren eigenen Altbestand. Mit 4200 Musterwalzen besitzt das Freilandmuseum nun eine wahre Musterbibliothek und eine der größten musealen Walzensammlungen überhaupt. Die Walzen wurden vom Hofer Künstler, Fotografen, Designer und Walzenexperten Tobias Ott (www.strukturwalzen.de) akribisch inventarisiert, allesamt mit abgerolltem Muster. Tobias Ott ist zugleich auch der Kurator der Wanderausstellung „Neu aufgerollt!“, die 2019 in Bad Windsheim Station gemacht und uns viele begeisterte Rückmeldungen beschert hat.

Um die Walzensammlung angemessen zu würdigen, wird zumindest ein kleiner Teil von über 200 ausgesuchten Mustern in einem Katalogband veröffentlicht. Doch nicht nur das: Das Buch informiert genauso über die Kultur- und Technikgeschichte der Musterwalze, ihre praktische Anwendung, die passenden Farben und ihr kreatives Potential. Interviews mit dem Thüringer Künstler Birger Jesch, der schon lange mit Musterwalzen arbeitet, sowie mit dem Sammler Dietmar Romig runden das Buch ab. Vielleicht trägt es dazu bei, dass die praktische und dekorative Rollstempeltechnik wieder öfter zur Anwendung kommt? Die Veröffentlichung ist für Saisonbeginn 2024 vorgesehen.

Ihr Kontakt

Haben Sie Fragen?

Dieter Gottschalk Dipl. Geol.

Stellvertr. Teamleiter Wissenschaft & Sammlung, Restaurator

Restaurierung Historisches Bauwesen & Materialforschung

Johanna Kemmler M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Projekt Haus aus Ingolstadt

Dr. Markus Rodenberg

Teamleiter Wissenschaft & Sammlung, Stellvertr. Museumsleiter

Sammlungsreferent für Landwirtschaft, Handwerk, Industriegeschichte, Transportwesen, Möbel, Öfen, Fenster & Türen, Ziegel, Glas, Instrumente, Schulwesen, Vereinswesen)