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Hinterhaus aus Eichstätt

Stadt

Das Hinterhaus aus Eichstätt wurde 1322 als Rückgebäude eines großen Anwesens errichtet. Es handelt sich dabei nicht nur um das derzeit älteste im Museum aufgebaute Haus, sondern auch um den frühesten nachgewiesenen Stockwerkbau Deutschlands. Seine Rekonstruktion umfasst verschiedene Zeitstufen. In der Stube im Obergeschoss sind gotische Zierbalken mit Knoten- und Maßwerkschnitzereien zu sehen.


Eckdaten

Hausnummer:122
Ursprung:Stadt Eichstätt, Landkreis Eichstätt
Bauepoche:1322 (Jahrringdatierung)
Ausstellung:Bauzeit
Konstruktionsmethode:zweigeschossiger Fachwerkbau, Satteldach mit Hohlziegeldeckung (Mönch- und Nonnenziegel)
Abbau:1983
Aufbau:2008-2010
Baugruppe: Stadt
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Besonderheiten

Kostbare Stubendecke

Die originale Stubendecke hat sich nicht erhalten, da lag es nahe, eine andere, ebenfalls spätmittelalterliche Decke aus Eichstätt hier wiederzuverwenden, die dem Museum 2005 übergeben worden war. Die acht dunkel gefassten Deckenbalken, dendrodatiert auf das Jahr 1408, zeichnen sich durch reiche Knoten- und Maßwerkschnitzereien aus, die fehlenden Bretter zwischen den Balken wurden ergänzt. Weil die Decke einst am ursprünglichen Standort eine rechtwinklige Stube überspannte, passt sie für den verschobenen Grundriss im neuen Haus nicht ganz exakt, die Balkenenden sind z. T. frei sichtbar. Für den Besucher lässt sich dadurch der charakteristische Wechsel von Balken und Brett nachvollziehen, wie es für derartige Spunddecken in Franken über Jahrhunderte üblich war.


Beschreibung

Geborgen aus Trümmern

Die Übernahme des Eichstätter Hauses – das älteste im Freilandmuseum überhaupt – erfolgte unter abenteuerlichen Umständen, denn der Abbruch war bereits in vollem Gange, als das Museum informiert wurde. Der Dachstuhl und ein Großteil der Wände des Obergeschosses waren bereits verschwunden, so dass in einer Notaktion nur noch die Balkenlage und einige Wandhölzer geborgen werden konnten. Zum Glück fanden Walter und Wolfgang Kirchner, die das Haus zuvor untersucht hatten, wichtige entfernte und zersägte Hölzer sowohl am Bauplatz wie auch in einer Schuttgrube. Mit diesen Hölzern ließ sich nun ein einigermaßen abgesichertes Bild von dem Haus zur Bauzeit 1322 gewinnen.

 

Hinterhaus

Das Haus war ursprünglich ein Rückgebäude, also das »Hinterhaus« eines großen Brauerei-Anwesens, von dem es zu unbekannter Zeit abgetrennt wurde. Die abgeschrägte Ecke im Erdgeschoss erklärt sich aus der Ecksituation am alten Standort, die im Museum wieder aufgegriffen wird. Das von der Straße aus zugängliche Erdgeschoss diente zur Bauzeit wohl als Lagerraum, das über Eck auskragende Obergeschoss beherbergte eine große Stube und eine Art schmale Küche bzw. einen Schürraum. Einen direkten Zugang vom Erdgeschoss zum Obergeschoss gab es ursprünglich nicht, betreten werden konnte es nur vom Vordergebäude aus. Im Museum erfolgt der Zugang ins hohe Obergeschoss zwar wieder über die originale Tür, allerdings über eine moderne Eisentreppe an der Südseite des Hauses.

 

Historisch bedeutende Fachwerkkonstruktion

Für die Geschichte des Fachwerkbaus in Süddeutschland ist das Haus aus Eichstätt von großer Bedeutung, handelt es sich doch um eines der ältesten und zu seiner Zeit fortschrittlichsten Fachwerkhäuser Bayerns. Der Bau weist bereits die »moderne« Stockwerksbauweise auf, die sich eigentlich erst im Laufe des 15. Jahrhunderts durchsetzte. Erdgeschoss und Obergeschoss sind konstruktiv völlig unabhängig voneinander, anders als beispielsweise beim benachbarten, jüngeren Haus aus Wolframs-Eschenbach.

 

Aufwendiger Wiederaufbau

Beim Wiederaufbau wurde eine Rekonstruktion des Erbauungszustandes angestrebt. So erhielt das Haus wieder ein steiles Satteldach anstatt des zuletzt dokumentierten Pultdaches. Lediglich die nördliche Giebelseite zeigt mit ihrer vorkragenden Fensterzone den Zustand des 15. Jahrhunderts. Angesichts der nur unvollständig erhaltenen und zum Teil bereits zersägten Hölzer waren viele Ergänzungen notwendig, wobei man großen Wert auf eine Ausführung in alter Handwerkstechnik gelegt hat: Balken wurden mit dem Beil behauen, Bohlen und Bretter mit der Hand aufgesägt und die Hohlziegel in der museumseigenen Ziegelei geformt und im Holzofen gebrannt.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Summary (English)

The last building of the alley at the moment is the rear house from Eichstätt that was erected in 1322 as the back building of a larger estate. It is not only the oldest constructed building in the museum but one of the earliest proven story buildings of Germany. Its reconstruction shows several temporal stages: On the eaves side the state of the construction time can be seen, with unclad plank walls and tiny early gothic windows of wood. On the gable end the state of the mid 15th century can be witnessed with window-bays and a wide corbeling. In the parlor of the upper floor, gothic decorative beams with knot- and tracery-carvings can be found. However, they do not originate from this house but from another parlor from Eichstätt of the same epoque (1407).


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 3

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