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Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld

Mainfranken - Frankenhöhe

Das Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld ist ein Bruchsteinbau von 1844. In einem Kommunbrauhaus durften Haushalte mit ""Braurecht"" brauen. Bis 1970 war es in Betrieb, der im Museum wieder aufgneommen wurde. In der Halle im Inneren befinden sich Sudpfanne und Maischekessel; im Dachraum das Kühlschiff. Mit Elektromotor und Transmission werden Rührwerk, Schrotmühle und Förderung betrieben.


Eckdaten

Hausnummer:38
Ursprung:Stadt Schlüsselfeld, Landkreis Bamberg
Bauepoche:1844 (Jahrringdatierung, archivalischer Hinweis)
Ausstellung:um 1950
Konstruktionsmethode:eingeschossiger Massivbau, Halbwalmdach mit Biberschwanz-Einfachdeckung, Lüftungsaufbau am First
Abbau:1988
Aufbau:1994-1996
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
Steckbrief herunterladen (PDF)

Besonderheiten

Brauen im Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld

Mit dem Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld konnte das Fränkische Freilandmuseum eine (fast) komplette und voll funktionsfähige Braueinrichtung übernehmen. Regelmäßig wird seither im Museum gebraut, das Endprodukt (Zwickel oder Dunkel) kann man im benachbarten Gasthaus (Nr. 39) genießen oder im lokalen Getränkemarkt erwerben. Um die Ingredienzien Wasser, Hopfen und Malz in Bier zu verwandeln, bedarf es jedoch einiger Arbeitsschritte:

 

Warmes Wasser steht in einem quaderförmigen Wassertank aus Eisen mit gemauerter Ummantelung im Dachboden bereit. Angeliefertes Malz wird per Elevator mit Becherwerk in den Dachraum befördert. Dort wird das Malz in der Schrotmühle zerkleinert.

 

Im Maische- und Läuterbottich wird Malzschrot und Warmwasser (50°) gemischt (Dauer ca. 1 Std.). Die Maische kommt anschließend in die Sudpfanne, wo bei einer Temperatur von 62° und 72° die Malzstärke in Einfachzuckeraufgespalten wird (Dauer ca. 2 Std.). Es entsteht ein Gerstensaft, der zurück in den Läuterbottich gepumpt wird. Dort setzt sich die unlösliche Malzschale innerhalb von zehn Minuten am Boden ab und ergibt eine Filterschicht. Der trübe Gerstensaft läuft dann durch die kompakte Malzschalenschicht als klarer Saft über den Läutergrant zurück in die Sudpfanne (Dauer ca. 3 Std.), wo er mit Hopfen gewürzt und nochmals zwei Stunden gekocht wird.

 

Die gekochte Würze wird dann in das Kühlschiff – eine große, flache Aluwanne – in den Dachboden gepumpt. Dort kühlt die Würze ab, bevor sie abgelassen und abtransportiert wird. Die Gärung erfolgt – wie bei Kommunbrauhäusern üblich – nicht im Museum, sondern auswärts.


Beschreibung

Eine Braustätte für alle

Es gehört zu den Besonderheiten Frankens, dass hier bis heute eine Brauereidichte wie in keiner anderen Region vorhanden ist. Und es gehört erst recht zum fränkischen »Sonderweg« im Brauwesen, dass vielfach das Brauen kein privates Gewerbe einzelner, sondern gemeinschaftlich organisiert war und in wenigen Fällen noch ist. Die Gemeinde unterhält dabei ein eigenes Kommunbrauhaus, in dem alle diejenigen Bürger brauen dürfen, auf deren Grundbesitz ein »Braurecht« liegt.

 

Lange Tradition

Ein solches Kommunbrauhaus stand bis zum Abbau durch das Fränkische Freilandmuseum auch in Schlüsselfeld, einer der vielen Kleinstädte Frankens, die sich kaum von einem größeren Dorf oder einem Marktflecken unterscheiden. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts lässt sich für diesen Ort das Kommunbrauwesen belegen, seit 1728 wird auch das zugehörige, von der Gemeinde gebaute »Bräuhaus« genannt. Dabei handelt es sich aber noch um einen Vorgängerbau des ins Museum übernommenen Gebäudes, auch wenn einige Mauerteile und der Keller in diese Zeit zurückgehen könnten. Die Hauptbauzeit liegt aber sicher erst um 1844, wie Jahrringdatierungen der Dachstuhlhölzer und der archivalische Hinweis auf »Reparatur« des Brauhauses übereinstimmend belegen.

 

Ein finanzielles Sorgenkind

Das Brauhaus war ein finanzielles Sorgenkind der Gemeinde, die erhobenen Gebühren beim Brauen (Sudgelder) deckten bei weitem nicht die Bauunterhaltskosten. So dachte man seit 1860 immer wieder darüber nach, das Brauhaus zu verkaufen, was zunächst am Widerstand der brauberechtigten Bürger scheiterte. 1902 ging dann aber das Brauhaus endgültig in den Besitz dreier Brauberechtigter über, wurde so vom Kommun- zum Gemeinschaftsbrauhaus. Bis 1970 wurde hier Bier gebraut, zum Schluss nur noch vom Brauer Gerhard Scheubel. Er baute sich schließlich eine neue Braustätte, wodurch das einstige Kommunbrauhaus endgültig funktionslos wurde.

 

Im Museum

Die Einrichtung war – bis auf das Kühlschiff – erhalten und konnte vom Museum komplett übernommen werden. Bemerkenswert ist vor allem der kupferne Sudkessel, der nach Ausweis des Typenschildes von 1852 stammt. Erst im 20. Jahrhundert eingezogene Zwischenwände wurden beim Wiederaufbau weggelassen, so dass das Innere des Brauhauses wieder als große stützenfreie Halle (ermöglicht durch ein Sprengwerk im Dach) erscheint. Wieder fest installiert an einer Seite sind Sudpfanne und Maischebottich – der Sudkessel eingetieft, so dass man zum Schüren einige Stufen hinabsteigen muss, der Maischekessel erhöht auf einem eisernen Zwischenpodest aufgestellt. Das rekonstruierte Kühlschiff fand seinen Patz wieder im Dachraum. Über Elektromotor und Transmission werden Rührwerk, Reinigung und Förderleitungen betrieben – und das seit 1996 auch wieder im Freilandmuseum, rund 30 Mal im Jahr.


Bilder


Bilder vom Ursprung


Events

  • So, 5 Mai 2024 | 09:00 - 13:00 Uhr
  • Vorführung
  • Mainfranken - Frankenhöhe
  • Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld
  • So, 21 Jul 2024 | 09:00 - 13:00 Uhr
  • Vorführung
  • Mainfranken - Frankenhöhe
  • Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld
  • So, 22 Sep 2024 | 09:00 - 13:00 Uhr
  • Vorführung
  • Mainfranken - Frankenhöhe
  • Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld

Summary (English)

The Kommunbrauhaus (community brewery) from Schlüsselfeld near Bamberg is a single-storey stone building with a cellar. It was built in 1844 and in ist original location was in use as a brewery until 1970. Now, at the museum, beer is once again being brewed here using tradition recipes. On several occasions throughout the year, visitors are able to see the brewery in action. Inside the building is a a large room for the brew kettle (manufactured in 1852) and the mash tun. A heat exchanger for cooling the wort is in the attic room. Whirlpool, malt mill and conveyors are driven by an electric motor. Franconia has always been known for its profusion of small breweries. Community breweries enabled residents of a town or village to brew their own beer, provided they had registered a 'brewing right' on their property.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
Ergeschoss ist Barrierefrei:ja
  • Eingangsbreite: über 2 m
  • Eingangsschwelle: 3 cm
  • 3 Metallstufen zu je 21 cm mit Geländer führen zu Texttafeln
  • Bodenbelag: flacher Steinboden
Fotoaufnahme des Eingangsbereichs vom Kommunbrauhaus aus Schlüsselfeld am aktuellen Standort. Die zweiflüglige Holztür ist nach außen geöffnet, im Inneren befindet sich eine Besuchergruppe. Der Boden vor dem Gebäude ist gepflastert.

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