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Biographien

Klara Charon

Grabsteine auf einem jüdischen Friedhof an einem sonnigen Tag

Der Jüdische Friedhof in Roedelsee. Foto: Reinhard Hauke

Klara Charon wurde am 30.06.1869 als Klara Friedlein in Allersheim geboren. Sie war die Tochter des Gastwirtes Anschel Friedlein und seiner Ehefrau Minna, einer geborenen Guckenheimer.

Wie nicht wenige jüdische Frauen aus Allersheim verließ sie den Ort mit ihrer Hochzeit. In Kitzingen lebte sie unter der Adresse Südlicher Hindenburgring 1 mit ihrem Ehemann Emanuel Charon zusammen. Wie die Familie auf den ausgefallenen Nachnamen kam kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden. Plausibel erscheint, dass der Name Charon, den in der griechischen Mythologie auch der Fährmann trägt, der die Seelen über den Fluss der Unterwelt navigiert, ein Hinweis ist auf die besondere Aufgabe der Familie, der die Betreuung des Jüdischen Friedhofes in Rödelsee übertragen worden war.

Eigene Kinder hatten Klara und Emanuel Charon nicht, vielleicht auch ein Grund dafür, dass sie die Betreuung von Klaras Nichte Bella Kellermann übernahmen und diese später sogar adoptierten. 1929 starb, 65-jährig, Emanuel Charon, woraufhin Klara eine Zeit lang mit ihrem Schwager in einem Haus lebte. Nachdem beide im Zuge der „Arisierung“ aus dem eigenen Heim vertrieben worden waren, fanden sie Unterkunft im Kitzinger Gemeindehaus. Dort teilte sich Klara ein Zimmer mit ihrer guten Freundin Luise Wohlgemuth, der Frau des örtlichen Rabbiners.

Ganz in der Tradition der Familie ihres Mannes war auch Klara Charon Mitglied im Chewra Kadischa, dem jüdischen Beerdigungsverein für den Rödelseer Friedhof, zeitweise sogar als dessen Vorsitzende. Auf einem Gruppenbild der Vereinsmitglieder sehen wir sie als kräftige und ernsthafte Frau.

Letztendlich verließ Klara Charon Kitzingen und siedelte nach Würzburg um. Dort verstarb sie 1942 im jüdischen Altersheim. Ihr Grab findet sich auf dem Jüdischen Friedhof Würzburgs an der Siemensstraße. Um die selbe Zeit wurde ihre Adoptivtochter Bella von Würzburg aus ins Ghetto Izbica deportiert und vermutlich noch dort ermordet.

 

Klara Charon

Klara Charon was born on 30.06.1869 as Klara Friedlein in Allersheim. She was the daughter of innkeeper Anschel Friedlein and his wife Minna, a born Guckenheimer.

As many Jewish women from Allersheim, she left the village to perform her marriage. In Kitzingen she lived under the address Südlicher Hindenburgring 1 together with her husband Emanuel Charon. It can not be certainly said why the family had once chosen the rather unusual name but it seems plausible that it was connected to their special task of supervising the Jewish cemetery of Rödelsee. In Greek mythology, Charon is the name of the ferryman that leads the dead souls through the streams of the underworld.

Klara and Emanuel Charon had no children of their own. This could be one of the reasons why they agreed to take care of Klara's niece Bella Kellermann, whom they later even adopted. In 1929, Emanuel Charon died at the age of 65. After his death, Klara spent some time living in one house with his brother. After their property was „arinized“ they found shelter in the communitybuilding, where Klara shared a room with her good friend Luise Wohlgemuth, the wife of the local rabbi.

In the tradition of her husband's family, Klara Charon was also a member of the Chewra Kadischa, the Jewish funeral association for the Rödelsee cemetery, partly even as its leader. On a photograph of the club members we see her as a strong and serious woman.

Towards the end of her life, Klara Charon left Kitzingen and settled in Würzburg, where she died in a Jewish retirement home in 1942. She is buried on the Jewish cemetery at Siemensstraße in Würzburg. Around the same time her adopted daughter Bella was deported from Würzburg to the Polish Ghetto of Izbica and probably murdered there.

 

Quellen:

Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken

Mainpost: Die Meefischli in Charons Keller

Stolpersteine für Kitzingen: Hindenburgring Süd 1

Schneeberger, Michael: Gedenkbuch Kitzingen. Yiskor. Kitzingen 2011.

Reuther, Christian / Schneeberger, Michael: Nichts mehr zu sagen und nichts zu beweinen... Ein jüdischer Friedhof in Deutschland. Berlin 1994.

Yad Vashem Pages of Testimony